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Dieser IWF-Bericht über Russland basiert auf manipulierten Zahlen

Ein aktueller IWF-Bericht, der der russischen Wirtschaft scheinbar deutlich bessere Entwicklung prognostiziert, als Expert:innen erwarten, basiert auf manipulierten Zahlen. Russland gibt nicht alle Daten transparent heraus und rückt sich damit in ein besseres Licht. Der IWF veröffentlicht den Bericht dennoch – und macht sich damit ungewollt zum Gehilfen der Kreml-Propaganda.

Der völkerrechtswidrige imperialistische Angriffskrieg des Putin-Regimes auf die Ukraine ist eine Katastrophe für die Umwelt, geprägt von russischen Kriegsverbrechen wie dem Massaker in Butscha, unzähligen verschleppten ukrainischen Kindern und tausenden toten ukrainischen Zivilist:innen. Die grausame Kriegsführung durch den Kreml hat sogar dazu geführt, dass vom Internationalen Strafgerichtshof Haftbefehl gegen Putin erlassen wurde. Neben diesem unfassbaren menschlichen Leid sind Themen wie Wirtschaftswachstum oder IWF-Prognosen fast schon zynisch banal. Und dennoch müssen wir darüber reden. Denn die russische Propaganda nutzt sie, um von den Kriegsverbrechen des Regimes abzulenken – und vom Scheitern der Regierung. Wie sie das tun und wie sich der Internationale Währungsfonds (IWF) zum useful idiot machen lässt, haben wir für euch zusammengetragen.

Die Fakten: Russische Wirtschaft leidet unter Sanktionen

Die russische Wirtschaft leidet unter den westlichen Sanktionen. Laut dem Bremer VWL-Professor Michael Rochlitz war Russland zuletzt „sehr abhängig vom Import von Hochtechnologie-Gütern“, die nun fehlten. Zusammen mit dem braindrain (Abwanderung junger Fachkräfte) seit Kriegsbeginn habe Russland sich dadurch seinen IT-Sektor verbaut. Ähnlich äußerte sich der Volkswirt Holger Schmieding. Laut ihm wirken die Sanktionen wie ein „schleichendes Gift„, da sie Russland von westlicher Technologie abschnitten. Auch China würde demnach Russland nicht entscheidend zur Hilfe kommen, da für die chinesische Wirtschaft der Handel mit westlichen Märkten eine größere Rolle spiele. Zu den gleichen Erkenntnissen kam bereits im vergangenen Sommer eine Studie der Yale University. Wir berichteten damals:

Doch obwohl sogar ein russischer Oligarch glaubt, dass Russland bald kein Geld mehr haben wird, gehen aktuell Meldungen um, die exakt das Gegenteil behaupten. Russland sei besser durch die Krise gekommen als Deutschland, heißt es da entgegen der Analysen der Fachleute. Die Quelle sind dabei Meldungen des IWF, oft in Verbindung mit Aussagen wie „IWF hebt Prognose für Russlands [Wirtschaft] erneut an„. Eine klassische Fake News ist das nicht. Es gibt tatsächlich einen aktuellen Bericht des IWF, in dem die Prognose für die russische Wirtschaft besser ist als die der EU. Doch an der ganzen Sache ist ein großer Haken.

Was macht eigentlich der IWF?

Sorry für den Cliffhanger, aber um diesen Haken zu verstehen, müssen wir ganz kurz klären, was der IWF eigentlich ist und wieso er Berichte über die Wirtschaft veröffentlicht. Der Internationale Währungsfonds besteht seit 1945, aktuell sind 190 Staaten Mitglied. Der IWF soll die Mitgliedsstaaten beraten, um Armut abzubauen und das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen. Dazu kann er finanzielle Hilfe an einzelne Länder bereitstellen, die aus Einzahlungen der Mitgliedsländer finanziert werden. Jedes Land zahlt dabei nach einer gewissen Quote, die anhand der wirtschaftlichen und finanziellen Stärke berechnet wird. Eine weitere Aufgabe des IWF ist es, die Wirtschafts-, Währungs- und Finanzpolitik der Mitgliedsstaaten zu analysieren. Und hier wird es interessant.

Denn natürlich braucht es für diese Analyse irgendeine Datengrundlage. Selbst für die vermutlich bekannteste Kennzahl zur Messung von Volkswirtschaften, das Bruttoinlandsprodukt (BIP), ist dabei umstritten, wie aussagekräftig sie wirklich ist. Doch selbst wenn man diese Kritik einmal bei Seite lässt, ist auch die Datenerhebung in 190 verschiedenen Ländern eine ziemlich große Herausforderung. Der IWF hat dazu einen ausführlichen Transparenzkodex entwickelt, dessen Ansprüchen die Datenerhebung genügen muss. Doch für Russland gibt es offenbar großzügige Ausnahmen.

IWF lässt sich für Putin-Propaganda vereinnahmen

Der IWF selbst gibt zu, dass es „massive Unsicherheiten“ bezüglich der Zukunft der russischen Wirtschaft gibt. Viele entscheidende Informationen wie Außenhandelsdaten, Öl- und Gasproduktion, Kapitalflüsse, ausländische Direktinvestitionen und selbst die Flugpassagierzahlen werden von Putin unter Verschluss gehalten. Statt transparenter Zahlen entscheidet das Kreml-Regime also selbst, welche Zahlen es dem IWF zur Analyse zukommen lässt und welche nicht. Dadurch sagt der IWF jetzt sogar ein höheres Wachstum der russischen Wirtschaft voraus als die russische Zentralbank selbst!

Dass Statistiken manipuliert werden, um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken, ist übrigens nicht neu in Russland. Schon vor dem Krieg tendierte die staatliche Statistikbehörde Rosstat dazu, die Veröffentlichung „unangenehmer Zahlen“ so zu legen, dass sie der Regierung möglichst wenig schaden. Schon in einem IWF-Bericht von 2018 wurden „Sorgen über die Zuverlässigkeit und Konsistenz der vierteljährlichen BIP-Schätzungen“ geäußert.

Dennoch veröffentlichte der IWF in seinem neusten Bericht nun also eine relativ optimistische Prognose für die Entwicklung der russischen Wirtschaft. Wir wissen, dass diese Prognose wenig Aussagekraft hat, da sie auf den vom Kreml vorausgewählten Zahlen basiert. Problematisch ist das nicht nur deshalb, weil es schlicht falsche Zahlen sind und sie damit dem Streben nach Wahrheit widersprechen. Der IWF blamiert sich nicht nur mit fehlerhaften Prognosen – er spielt sogar der Kreml-Propaganda in die Karten.

Zahlen vom IWF stützen Putins Fake-Narrativ

Natürlich könnte man jetzt fragen: „Was ist schon so schlimm daran? Dann sind es eben falsche Zahlen, die Realität wird sie doch ohnehin widerlegen! Wozu die Empörung?“ Und auf einer gewissen Ebene stimmt das auch. Wenn die Sanktionen aufrechterhalten werden, kann sich die russische Wirtschaft nicht mehr lang halten, wie ja auch die meisten Expert:innen prognostizieren. Doch das Ziel der russischen Propaganda ist es nicht nur, die internationale Gemeinschaft an der Nase herumzuführen. Stattdessen soll die weiterhin überwiegende Unterstützung für die Ukraine ins Wanken gebracht werden. Die Sanktionen treffen Russland offensichtlich hart – gerade deswegen möchte Putins Regime, dass wir ihren Sinn anzweifeln.

Das Fake-Narrativ, welches der Kreml seit Beginn der Sanktionen streuen möchte, ist, dass die Sanktionen nur dem Westen schaden würden. Dafür eignen sich dann wiederum die geschönten Statistiken des IWF, die scheinbar beweisen, dass die russische Wirtschaft sich erhole, während die meisten europäischen Länder mit Rezessionen zu kämpfen hätten.

Auch wenn man dem IWF also keine Absicht unterstellen möchte, müssen sich die Verantwortlichen mindestens Naivität im Umgang mit einem autokratischen Regime vorwerfen lassen. Sie liefern Putin eine auf den ersten Blick „unabhängige“ Quelle, die sein Fake-Narrativ untermauert. Dass die Zahlen, welche die russische Wirtschaft in einem guten Licht dastehen lassen, vom Kreml vorausgewählt und mutmaßlich manipuliert wurden, erfahren die wenigsten Leser:innen. Und der Propaganda-Schachzug wirkt zumindest bei einigen Social Media-Usern:

Fazit

Ja, es stimmt, dass der IWF eine Prognose veröffentlicht hat, die auf den ersten Blick belegt, dass die russische Wirtschaft stabil wachse, während unter anderem Deutschland mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hätte. Allerdings basiert die Prognose für Russland auf vom Kreml vorsortierten Zahlen, die man nicht nachprüfen kann und die höchstwahrscheinlich so manipuliert wurden, dass die russische Wirtschaft besser dasteht, als ihre Leistung tatsächlich ist. Es mag ja guter Wille dahinter stecken, dass der IWF trotzdem pflichtbewusst Zahlen über die russische Wirtschaft veröffentlichen möchte. Dennoch darf man nicht vergessen, dass diese Zahlen Pulver für die russische Propaganda sind.

Auch in Deutschland führen Politiker:innen aus der AfD und von der Linkspartei einen Propaganda-Kampf für den Kreml. Im Kampf gegen den russischen imperialistischen Angriffskrieg auf die Ukraine müssen wir deren Fake-Narrativen konsequent entgegentreten. Fake News verbreiten sich viel schneller als die Faktenchecks dazu recherchiert sind. Bei unserer Mission, als Anti-Fake-News-Blog ein Gegengewicht zur russischen Propaganda auf Social Media zu sein, könnt ihr uns unterstützen, indem ihr diesen Artikel mit euren Freund:innen teilt. Keine Demokratie ohne Fakten!

Artikelbild: Luca Perra, Canva

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