Dieser Artikel stammt von Netzpolitik.org.
Liebe Leser*innen,
ich musste tatsächlich erst eine Weile für netzpolitik.org schreiben, um zu begreifen, dass es bei Gesetzen einen wichtigen Unterschied gibt zwischen „in Kraft treten“ und „anwendbar sein“. Die KI-Verordnung der EU („AI Act“) zum Beispiel ist seit dieser Woche zwar in Kraft, viele Regeln finden aber noch keine Anwendung. In einfachen Worten ausgedrückt: Es ändert sich erstmal nix! (Lol.) Der Grund dafür sind die Übergangszeiten, die sich teils bis August 2027 ziehen.
Für den industriefreundlichen Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist die KI-Verordnung nicht industriefreundlich genug. Wer hätte das gedacht. Für mich wiederum – und aus der Perspektive von Grundrechten – geht die KI-Verordnung ganz klar nicht weit genug, wie ihr in meinem Kommentar nachlesen könnt.
Ohne den aktuellen KI-Hype um Bild-Generatoren und große Sprachmodelle wäre das Interesse an der Verordnung vermutlich deutlich geringer. Die Arbeit daran begann aber schon lange vor dem Hype und die Auswirkungen werden wir noch spüren, wenn dieser Hype schon längst wieder vorbei ist.
Der Hype kühlt ab
Zumindest nach meinem Empfinden ist der Hype seit Monaten abgekühlt. Die von mir abonnierten KI-Podcasts und Newsletter verfolge ich kaum noch. Viele KI-generierte Bilder, die mich noch vor einer Weile in ihren Bann gezogen haben, erscheinen mir inzwischen geschmacklos und beliebig. ChatGPT, vor dessen Einsatz ich einst leidenschaftlich gewarnt hatte, gehört inzwischen als gelegentliche Brainstorming-Maschine zu meinem redaktionellen Alltag. (Gerade eben habe ich das Sprachmodell nach anderen Adjektiven als „geschmacklos“ und „beliebig“ befragt, aber die Alternativen haben mich nicht überzeugt).
Mit Abstand betrachtet sehe ich in der KI-Verordnung eine weitere Säule in einer groß angelegten Regulierungs-Architektur der EU, die in bemerkenswerter Beharrlichkeit vorangetrieben wird. Weitere Säulen sind etwa die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) von 2016 oder das Digitale-Dienste- und Digitale-Märkte-Gesetz von 2022. Überall lauern Gefahren und Probleme. Dennoch finde ich es faszinierend zu beobachten, wie dieses Konstrukt wächst und die Säulen unsere digitale Gesellschaft tragen sollen.
Als nächstes bin ich gespannt auf die KI-Haftungs-Richtlinie. Sie könnte einige der von der KI-Verordnung offen gelassenen Lücken im Verbraucherschutz stopfen. Ohne eine Lobby-Schlacht dürfte das kaum über die Bühne gehen, und bei der journalistischen Begleitung sehe ich das eine oder andere Haare-Raufen schon voraus…
Macht’s gut und bis bald!
Sebastian
PS: Ich hatte schon drei sehr coole Gespräche mit Betroffenen, die ihre Werbe-ID in unserem Databroker-Checker gefunden haben. Und ich würde sehr gerne mit noch mehr Menschen sprechen. Potenziell betroffen sind alle, die Handy-Apps mit Standortfreigabe nutzen. Habt ihr schon gecheckt, ob eure ID im Datensatz ist? Das wäre ganz toll!
Linksklick: Wirkt alt, ist aber neu
Im Vorbeiscrollen wirken sie wie Zeitzeugen einer längst vergangenen Spielevergangenheit. Tatsächlich aber sind sie brandneu: Spiele, die alt aussehen, aber neu sind – und viel zu bieten haben.
Lesen Sie diesen Artikel: Wirkt alt, ist aber neu
weiterlesen
Es gilt die Datenschutzgrundverordnung: Was Crowdstrike und Microsoft in Europa droht
Am 19. Juli kam es weltweit zu erheblichen Beeinträchtigungen wegen massiver Computerausfälle. Was ist nach dem durch Crowdstrike verursachten Ausfall von Millionen Microsoft-Computern aufgrund der Datenschutzregeln in Europa zu beachten? Welche Sanktionen drohen jetzt wem? Wir haben den ehemaligen Landesdatenschutzbeauftragten von Baden-Württemberg, Stefan Brink, gefragt.
Lesen Sie diesen Artikel: Was Crowdstrike und Microsoft in Europa droht
weiterlesen
Gemeinnütziger Journalismus: Die letzte Gelegenheit ist jetzt
Gemeinnütziger Journalismus soll anerkannt werden, doch bisher plant das Bundesfinanzministerium das per Erlass zu regeln. Das reicht nicht aus, es braucht mehr als eine Interpretationshilfe für Finanzämter. Ein Kommentar.
Lesen Sie diesen Artikel: Die letzte Gelegenheit ist jetzt
weiterlesen
Breitbandförderung: Geplanter Kahlschlag stößt auf massive Kritik
Seit bald zehn Jahren fördert der Bund den Breitbandausbau in unterversorgten Gebieten. Nun aber will das Digitalministerium die Mittel drastisch kürzen – von derzeit 3 Milliarden Euro auf nur noch 1 Milliarde Euro pro Jahr. Der geballte Protest von Bundestagsabgeordneten und Ländern könnte den geplanten Haushalt 2025 gefährden.
Lesen Sie diesen Artikel: Geplanter Kahlschlag stößt auf massive Kritik
weiterlesen
Databroker Files: Abgeordnete kritisieren Staatsgeld für Datenmarktplatz
Ein zu großen Teilen staatlich finanzierter Fonds hat Anteile an der Datarade GmbH – jenem Marktplatz für Datenhändler, der in diesem Jahr schon drei Mal eine Rolle bei Datenschutz-Skandalen spielte. Jetzt fordern Bundestagsabgeordnete von SPD, CDU, Grünen und Linke Konsequenzen.
Lesen Sie diesen Artikel: Abgeordnete kritisieren Staatsgeld für Datenmarktplatz
weiterlesen
Breakpoint: Konsum ist keine Kur
Das Thema mentale Gesundheit hat schon lange die Social-Media-Feeds erobert. Doch statt Hilfsangeboten propagieren viele Influencer:innen Konsum, statt um Gesundheit geht es um Kommerz. Wer das als „Mental Health“-Influencing verkauft, dem sollte man misstrauen, findet unsere Kolumnistin.
Lesen Sie diesen Artikel: Konsum ist keine Kur
weiterlesen
Jugendschutz im Netz: US-Senat beschließt Kids Online Safety Act
Die USA wollen den Jugendschutz im Internet verbessern. Nach gut drei Jahren Verhandlungen hat gestern der Kids Online Safety Act mit seiner Verabschiedung im US-Senat eine wichtige Hürde genommen. Kritiker:innen warnen vor weitreichenden Folgen für die Internetfreiheit.
Lesen Sie diesen Artikel: US-Senat beschließt Kids Online Safety Act
weiterlesen
Bestandsdatenauskunft 2023: Bundesnetzagentur schaltet pseudonyme Mobilfunk-Anschlüsse ab
Staatliche Stellen haben letztes Jahr fast 26 Millionen Mal abgefragt, wem eine Telefonnummer gehört, also jede Sekunde. Die Bundesnetzagentur verlangt jetzt, dass Anschlussinhaber einen Personalausweis vorlegen. Bei der Gesetzesänderung 2016 hatte das Innenministerium eine solche Überprüfung noch ausgeschlossen.
Lesen Sie diesen Artikel: Bundesnetzagentur schaltet pseudonyme Mobilfunk-Anschlüsse ab
weiterlesen
KI-Verordnung tritt in Kraft: Durchlässig wie ein Perlenvorhang
Am heutigen 1. August tritt die KI-Verordnung in Kraft. Doch wer jetzt denkt, alles ist geklärt, der täuscht sich. Denn der Kampf für digitale Freiheitsrechte rund um KI ist noch lange nicht vorbei. Ein Kommentar.
Lesen Sie diesen Artikel: Durchlässig wie ein Perlenvorhang
weiterlesen
Es gebe keine Hinweise, dass der griechische Geheimdienst mit dem Staatstrojaner Predator einen Journalisten überwacht habe. Das findet die oberste Staatsanwältin des Landes. Damit erklären die Ermittler den Überwachungs-Skandal juristisch für beendet. Opposition und Betroffene sind empört.
Lesen Sie diesen Artikel: Staatsanwältin erklärt griechischen Abhör-Skandal für beendet
weiterlesen
Am 13. September findet unsere Konferenz „Bildet Netze!“ in Berlin statt. Es erwarten euch mehr als 35 Vorträge und Workshops sowie eine große Party! Mit dabei: Erfahrungen aus der Banden-Bildung bei der Gesundheitsdigitalisierung, ein Fediverse-Workshop und einiges zum Thema technisierte Grenzen.
Klage gegen Datenschutzbehörde: Streit um Pur-Abo des SPIEGEL eskaliert
Die Datenschutzorganisation noyb erhebt schwere Vorwürfe gegen den Hamburgischen Datenschutzbeauftragten. Bei der Prüfung des Pur-Abo-Modells des SPIEGEL sei die Behörde voreingenommen vorgegangen und habe dem Hamburger Medienhaus preisgünstige Rechtsberatung gegeben. Nun landet die Sache vor Gericht.
Lesen Sie diesen Artikel: Streit um Pur-Abo des SPIEGEL eskaliert
weiterlesen
EU-Kommission: Frankreich schlägt Thierry Breton für zweite Amtszeit vor
Bis Ende August müssen die EU-Länder ihre Kandidat:innen für Kommissionsposten festlegen. Für Frankreich soll erneut Thierry Breton ein Ressort übernehmen. Welches, steht noch nicht fest. Debatten über die Wettbewerbsfähigkeit der EU stehen in jedem Fall bevor.
Lesen Sie diesen Artikel: Frankreich schlägt Thierry Breton für zweite Amtszeit vor
weiterlesen
Beschäftigtendatenschutz: KI als Katalysator für Überwachung am Arbeitsplatz
Programme zur digitalen Leistungskontrolle sind auf dem Vormarsch, der Überwachungsdruck auf Arbeitnehmer:innen steigt. Zu diesem Schluss kommt ein neues Gutachten und macht Vorschläge zur Verbesserung. Abhilfe könnte ein lang versprochenes Gesetz schaffen, doch ein Koalitionspartner blockiert das Vorhaben.
Lesen Sie diesen Artikel: KI als Katalysator für Überwachung am Arbeitsplatz
weiterlesen
Zur Quelle wechseln
Zur CC-Lizenz für diesen Artikel
Author: Sebastian Meineck