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Querdenker haben mich überzeugt

… keine Kommentarspalten mehr zu lesen. Du hast doch hoffentlich hier nicht keine Clickbait-Überschrift erwartet, oder? Wir sind immerhin bei Volksverpetzer. Aber Spaß beiseite, ich möchte nicht einfach nur einen doofen Scherz machen, sondern über ein echtes Problem sprechen. Mein Problem. Und auch etwas Selbstreflexion und -kritik üben. Und ja, es geht um die Kommentarspalten, „Querdenker“, Hassnachrichten und (vermeintliche) Kritik an Volksverpetzer und die Blockliste. Das Eingeständnis von Fehlern, wie es angeteasert geht, gibt es hier auch wirklich.

Morddrohungen, Hassnachrichten, Kommentarspalten

Ich glaube, ich muss niemandem im Jahr 2023 noch wirklich das Problem mit den Kommentarspalten erklären. Unabhängig vom Thema, aber besonders, wenn ein Thema oder ein Post hoch emotionalisiert ist, werden die Kommentare zum Schlachtfeld und zum Schauplatz von Hass, Hetze, Beleidigungen und Desinformation. Viele lesen einfach gar keine Kommentare mehr, besonders nicht bei Medien oder Seiten, die ein bestimmtes, extremes Klientel bewusst triggern wollen und dann ihre Kommentare auch nicht moderieren.

Was politisch, emotional und Trigger via Überschriften angeht, kommt bei Volksverpetzer natürlich einiges zusammen. Und da will ich auch nicht jammern oder so tun, als ob mir das nicht von Anfang an bewusst war. Wenn du Extremisten sagst, dass sie Unrecht haben, dann wirst du zur Zielscheibe. Im Übrigen egal, wie sachlich oder freundlich du das tust. Ich wurde schon als „linksgrünversiffter Merkeljünger“ und „Lügenpresse“ beschimpft, als ich vor Jahren noch so naiv war und versuchte, Rassisten der AfD davon zu überzeugen, dass auch Menschen ohne deutschen Pass oder weißer Hautfarbe Rechte und Würde besitzen und man nicht einfach Lügen über sie verbreiten kann, nur weil man sie nicht mag.

Bei Volksverpetzer werden unter hohem zeitlichen und emotionalen Aufwand die Kommentarspalten moderiert. Müssen wir ja. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist der Hass teilweise unglaublich bei uns. DDOS-Attacken, Drohbriefe mit Morddrohungen und vieles mehr. Wer unangenehme Wahrheiten ausspricht, wird zur Zielscheibe. Das müssen wir nicht stehen lassen. Aber man kann Desinformation und Verschwörungsmythen verfassen, ohne auf Beleidigungen zurückzugreifen.

Schlauer als Trolle sein

Trolle werden immer schlauer – bzw. gewisse Desinformationstechniken setzen sich nun mal nach und nach durch. Man kann sogar sehr einfach Lügen verbreiten, ohne technisch gesehen zu Lügen. Die wenigsten Trolle behaupten in den Kommentarspalten, Volksverpetzer werde für seine Arbeit von irgendwelchen Parteien, dem Staat oder jüdischen Milliardären bezahlt – man fragt einfach „unschuldig“: „Wer bezahlt wohl Volksverpetzer?“ oder „Wie viele Schekel habt ihr dafür bekommen?“ Antisemitische Verschwörungsmythen sind antisemitische Verschwörungsmythen, selbst wenn sie als Frage formuliert werden.

Auch wenn es unter die Meinungsfreiheit fallen könnte, wenn man in Codes spricht, rhetorische Fragen stellt oder Dinge im Konjunktiv formuliert – die dahinter stehende Botschaft ist klar: Man will den Leser dazu bringen, dass er oder sie auf die Lügen hereinfällt. Wir blocken natürlich solche Versuche auch. Denn damit soll meistens vom Inhalt des Artikels abgelenkt werden und man will trotzdem über die erfundenen Anschuldigungen diskutieren. Und man tut dabei stets so, als sei man höflich und sachlich. Das nennt sich „Sea Lioning“.

Oder oft werden genau die Fake-News in den Kommentarspalten als vermeintlicher Widerspruch wiederholt, die im Artikel debunked werden. Wer den Artikel nicht liest, aber auch inhaltlichen Widerspruch einbringt, ist nicht an einem informativen Austausch interessiert. Ich muss den Fake in den Kommentarspalten nicht noch mal diskutieren. Dafür ist der Artikel, unter dem wir kommentieren, da. Wohl wissend, dass viele Kommentare, aber nicht Artikel lesen, versuchen so einige, den Faktencheck mit dem Fake zu „widerlegen“. Wirklich.

Ohnehin versuchen wir, die Reichweite von Fakes und Verschwörungserzählungen zu mindern – da werden wir nicht noch uns selbst bzw. unsere Kommentarspalten als Plattform dafür hergeben. Das ist nämlich ihr Trick: Unsere Reichweite nutzen für ihre Desinformation.

Ausgebrannt, empfindlich

Das ist die Policy bei Volksverpetzer und dazu stehen wir auch weiterhin. Aber ich muss dennoch zu Selbstkritik greifen: Ich habe sicherlich auch immer wieder übertrieben. Und ich muss mich auch dafür entschuldigen. Erklären will ich das aber trotzdem: Ich als Gründer von Volksverpetzer kämpfe diesen Kampf gegen Hass und Lügen seit vielen Jahren. Und ich muss eingestehen: Trotz aller Vorsicht, trotz der vielen erfolgreichen Male, wo wir Shitstorms in was Positives verwandeln konnten und letztlich damit unsere Reichweite und Spenden steigern konnten: Ich bin einfach auch zermürbt.

Der viele Hass ist doch nicht spurlos an mir vorübergegangen. Ja, der meiste Widerspruch kommt von Demokratiefeinden, von Lügengläubigen, ist zynisch, bösartig und unehrlich. Aber mir fällt es eben genau dadurch schwerer, ernst gemeinte Kritik zu erkennen, wenn ich überall nur den Versuch sehe, mir etwas Böses zu unterstellen und meine Worte im Mund zu verdrehen. Und nur weil jemand mal wieder einen Artikel nicht gelesen hat, oder etwas Falsches glaubt und das emotional in die Kommentarspalten poltert, muss er nicht zwangsläufig ein rechter Troll sein und hat einen Block verdient. So erkannte ich zum Beispiel zu spät, dass nicht nur Rechte absichtlich den Titel eines kritischen Artikels über Twitter falsch verstanden – sondern auch normale Menschen unabsichtlich.

Die meisten, die sich beklagen, dass Volksverpetzer sie blockiert haben, wurden zu Recht blockiert. Kommentarspalten, besonders, wenn sie von Trollen heimgesucht werden, sind kontraproduktiv – das zeigen sogar Studien. Aber mit vielem weiteren könnte man trotzdem diskutieren. Und das kann ich emotional oft nicht mehr und das ist sicherlich auch ein Fehler. Die Alternative war natürlich auch nie, die Kommentare unmoderiert zu lassen, selbstverständlich. Aber ich muss eingestehen: Zwischen Shitstorms und Drohungen kann ich nicht mehr „normal“ Kommentare moderieren. Auf Kritik eingehen, auch mal selbstkritisch zu diskutieren. Und das, wie ich damit in letzter Zeit manchmal umgehe, will ich nicht mehr machen. Es ist nicht mehr das, was Volksverpetzer ausmachen sollte. Was tun?

Das kann ja auch jemand anderes machen

Dank des vielen Supports unserer Leserschaft wächst Volksverpetzer immer weiter. Wir können mehr schaffen, besser werden, auf mehr Plattformen agieren – konnten eine App entwickeln (Hol sie dir!). Jetzt konnten wir uns auch Unterstützung in der Moderation der Kommentarspalten holen – dafür haben wir jetzt Daniel, der sich um eure PNs und Kommentare mit viel mehr Geduld kümmern kann und besser als ich das könnte. „Querdenker“ & Co. haben mich überzeugt, dass ich mich nicht täglich diesem Hass aussetzen kann. Starrt man zu lange in den Abyss… Darunter leidet auch die Arbeit und das Auftreten von Volksverpetzer. Sachliche Kritik und freundliches Feedback erreicht mich ja auch so noch.

Aber dass ich überempfindlich und misstrauisch geworden bin bei jedem Kommentar und mich fragen muss „Will dieser Nutzer mir gerade aktiv schaden?“ ist natürlich die Schuld der vielen Trolle, der Hassprediger von AfD & Querdenken, die den Diskurs nicht nur so aktiv zerstören. Es hat mir leider auch ein Stück weit die Geduld und das Vertrauen genommen, fair und sachlich die Kommentare zu moderieren. Aber ja, es ist keine Ausrede dafür, unseren Humor, unsere Kritikfähigkeit und unsere Leichtigkeit auch in den Kommentarspalten zu verlieren. Also ist jetzt Schluss damit. Denn: Wenn du die ganze Zeit liest, wie viele Menschen deinen Blog blindlings hassen, hörst du irgendwann auf – zu lesen.

Artikelbild: Volksverpetzer

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