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Sorry, Rechte: Auch bei Regen gibt es den Klimawandel

Die globalen Temperaturen erreichen jährlich neue Rekorde, Extremwetterereignisse in Deutschland haben sich verdreifacht, die Weltorganisation für Meteorologie warnt vor neuen Rekorden in den nächsten Jahren. Zwischen 2023 und 2027 wird es so warm wie nie zuvor. Die heutige Durchschnittstemperatur Deutschlands liegt 1,9 °C über der von 1881. Die letzten 9 Jahre waren weltweit die heißesten 9 Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen. Der deutsche Wetterdienst berichtet aber auch, dass der März der nasseste seit über 20 Jahren war und so viel Regen wie seit langem nicht. Trotzdem sind weite Teile Deutschlands von Dürre bedroht. Denn nur weil es gerade regnet, heißt das nicht, dass der menschengemachte Klimawandel nicht real sind, wie euch Klimawandelleugner einreden wollen.

Rekordtemperaturen über Rekordtemperaturen

Klimakrise. Ein von den meisten Menschen – darunter sämtliche seriöse Wissenschaftler:innen – akzeptierter Fakt, den oft von der fossilen Industrie bezahlten Desinformationsverbreitern gezielt als „Panikmache“ abgetan wird. So schwafeln die rechtsextremen AfD-Politiker:innen seit Jahren im Bundestag und in Medienbeträgen ohne Scheu beispielsweise davon, dass der Klimawandel keine Krise sei und der Mensch im Übrigen gar keinen Einfluss auf jene Prozesse habe – denn Schuld sei die Sonne oder anderer, längst widerlegter Unsinn.

Aus einer am 17. Mai 2023 veröffentlichten Prognose der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) für die Jahre 2023 bis 2027 geht hervor, dass die globale Durchschnittstemperatur mit höchster Wahrscheinlichkeit in mindestens einem der kommenden fünf Jahre erstmals um mehr als 1,5 °C ansteigt. Es bestehe zudem eine 98-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass der gesamte Fünfjahreszeitraum der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen sein werde, so die UN-Organisation.

Grund dafür sei sowohl die menschengemachte Klimakrise, als auch das natürliche mehrjährige Klimaphänomen El Niño, welches Extremwetterereignisse in vielen Weltregionen begünstige. Im Jahr 2022 war die Erdoberfläche im Vergleich mit der vorindustriellen Zeit im Durchschnitt um 1,15 ° C wärmer. Zwar rechnet die WMO nicht damit, dass die Erderwärmung bereits in den nächsten Jahren dauerhaft auf über 1,5 ° C ansteigt. Dies sei erst in 15 bis 20 Jahren zu erwarten. „Die WMO schlägt jedoch Alarm, weil wir die Stufe von 1,5 Grad immer häufiger temporär durchbrechen werden“, so Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie.

Unter dem Posting der Tagesschau auf Instagram tummeln sich irritierte bis hämische Stimmen von Klimawandelleugnern in den Kommentarspalten.

Im März gab es so viel Regen wie seit 20 Jahren nicht

Erst einmal naheliegend, ist doch nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der nasseste März seit 2001 jener in diesem Jahr gewesen. Mit mehr als 90 Litern Niederschlag pro Quadratmeter fielen fast 60 Prozent mehr Niederschlag als im Schnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990, so die Meteorolog:innen. Auch der April 2023 zeigte sich ausgesprochen niederschlagsreich.

Bei solchen Niederschlagsmengen und so viel Regen kann es doch gar nicht zu Erderwärmung mit Dürre & Co. kommen, oder?  „Von den momentanen Regenmengen darf man sich nicht täuschen lassen“, so Fred Hattermann, Leiter der Forschung zu hydroklimatischen Risiken am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd). Denn es sei zu kurz gedacht, von großen Niederschlagsmengen auf den Grundwasserspiegel zu schließen.

„Der Boden ist in den oberen Schichten zwar gut durchfeuchtet. Doch der Grundwasserspiegel, der viele Meter unter der Erdoberfläche liegt, ist in vielen Regionen noch nicht mal auf dem Stand vom vorigen Jahr“, erklärt der Hydrologe

Betroffen sei vor allem der Osten Deutschlands, aber auch Regionen in Süd- und Westdeutschland. Es gebe ein Niederschlagsdefizit von einem Jahr. Um dieses auszugleichen, müsste es also ein Jahr lang durchregnen.

Wetter ist nicht Klima, ihr Schlauberger

Ein weiterer Irrtum: Wetter und Klima sind zwar miteinander verbunden, aber nicht dasselbe:

Als Wetter bezeichnet man kurzfristige oder tägliche Geschehnisse in unserer Atmosphäre. Charakteristisch ist der ständig mögliche Wechsel. So kann es in einer Minute regnen und in der nächsten scheint die Sonne wieder.

Wird allerdings über das Klima gesprochen, dann geht es darum, wie sich das Wetter über einen langen Zeitraum verhält. Wenn sich Extremwetterereignisse häufen und es z.B. zu einer längeren Dürre- oder Starkniederschlagsperiode kommt, spricht man von extremen Klimaereignissen. Diese Daten liefern statistische Nachweise für Klimaveränderungen über einen längeren Zeitraum.

Erderwärmung bedeutet zudem nicht, dass es überall ein bisschen wärmer wird, zeigt Prof. Dr. Hanns-Christian Gunga, Hochschullehrer für Weltraummedizin und extreme Umwelten am Zentrum für Weltraummedizin der Charité, im Gespräch mit Dr. Eckart von Hirschhausen auf: „Es bedeutet, dass sich Regionen ganz unterschiedlich entwickeln.“

Es ist ein Komplexes System

Was in manchen Regionen noch in die normale Schwankungsbreite der allgemeinen Temperatur falle, könne andernorts tief greifende Prozesse auslösen, die das natürliche Gleichgewicht durcheinander brächten. Deshalb falle es uns schwer, ein globales Verständnis für die akute Gefahr zu entwickeln. „Klar ist allerdings, dass diese Veränderung praktisch alle Ecken und Enden der Erde erreicht hat. Die Hitze, die heute in der Subsahara herrscht, wandert mit den Jahren auf uns zu, und all diejenigen, die dort leben, benötigen einen neuen Lebensraum“, so der Physiologe weiter. (Eckart von Hirschhausen, Mensch, Erde!, dtv, München 2021, ISBN: 978-3-423-28276-5 , S.256)

Die heutige Durchschnittstemperatur Deutschlands liegt 1,9 °C über der von 1881. Temperaturen des Landes sind also deutlich stärker gestiegen als im weltweiten Durchschnitt, wo Klimaschützer:innen das Überschreiten der 1,5 °C – Grenze zu verhindern versuchen. Zudem haben sich die Extremwetterereignisse in Deutschland in den letzten fünfzig Jahren mehr als verdreifacht. Das Land lag im Klima-Risiko-Index der NGO Germanwatch im Jahr 2018 weltweit auf Platz drei hinter Japan und den Philippinen. Begründet wurde die Platzierung hauptsächlich mit den vielen Hitzetoten sowie den entstandenen Schäden durch extreme Wetterereignisse. Während es 1951 im Durchschnitt in Deutschland drei Hitzetage gab, waren es im Jahr 2020 bereits elf.

Was das für den Boden bedeutet, demonstriert der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ).

Im Oberboden, d.h. den ersten 25 Zentimetern unterhalb der Oberfläche, herrscht in Deutschland gegenwärtig (abgerufen am 18.05.2023) keine Dürre mehr – auf der Karte an der weißen Farbe zu erkennen.

Dieser Regen hilft dem Grundwasser halt nicht

Aber: Der in den vergangenen Monaten gefallene Niederschlag hat das Grundwasser – also tiefere Bodenschichten – nicht erreicht. Die Karte des Dürremonitors, welche die Feuchtigkeit in 1,8 Metern Tiefe zeigt, kennzeichnet viele Gegenden nach wie vor als „ungewöhnlich trocken“ und insbesondere im Osten Deutschlands auch „außergewöhnliche Dürre“. Entsprechend hoch ist in Dürregebieten die Waldbrandgefahr, denn die Baumwurzeln reichen bis in die tieferen Bodenschichten.

Starker Regen – womit wir wieder bei extremen Wetterereignissen a.k.a. menschengemachte Klimakrise angelangt wären – hilft nicht dabei, den Boden mit ausreichend Wasser zu versorgen. Solch enorme Wassermenge kann der Erdboden nicht innerhalb von so kurzer Zeit aufnehmen – vorwiegend dann nicht, wenn er sehr trocken ist, da bei Dürre die hydraulische Leitfähigkeit eines Bodens sinkt. Entsprechend länger dauert es, bis das Wasser durchsickern kann.

Dürre ist trotz Regen ein Problem

Das deutsche Bundesumweltamt empfiehlt Bürger:innen, insbesondere bei Trockenheit sorgsam mit Trinkwasser hauszuhalten, beispielsweise durch den Einsatz von wassersparenden Armaturen und Geräten oder das Wasser während des Einseifens unter der Dusche immer wieder abzustellen. Zudem solle man bei länger anhaltender Hitze auch an die Stadt- und Straßenbäume zu denken. Jene würden beispielsweise das Mikroklima regulieren, Emissionen aus Luft sowie Boden filtern und das Zuhause diverser Lebewesen sein. Ein Baum brauche mindestens zehn Liter Wasser pro Tag, am besten in ein bis zwei größeren Wassergaben pro Woche.

Die Plattform „Gieß den Kiez“, ein Projekt der CityLAB Berlin, der Technologiestiftung Berlin, unterstützt die Bevölkerung der Hauptstadt seit Frühjahr 2020 bei der koordinierten Unterstützung von Straßen- und Anlagenbäumen. Bürger:innen können sich per App über Art, Alter und den geschätzten Wasserbedarf des jeweiligen Baumes informieren und andere User:innen über bereits erledigte Bewässerungen in Kenntnis setzen. Auf einer interaktiven Karte sind bislang über 625.000 Straßen- und Anlagenbäume mit Koordinaten verzeichnet. In vielen anderen Städten Deutschlands, darunter Köln, Hamburg und Leipzig, gibt es ähnliche Projekte.

Also nein, nur weil es mal mehr Regen gibt, heißt das nicht, dass es nicht immer heißer wird und der menschengemachte Klimawandel real. Lasst euch nichts einreden. Zum Thema:

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