Elon Musk wollte Twitter mal zur „genauesten Informationsquelle“ machen. Die neuste Story über das Pentagon zeigt, wie gut das läuft: Wie so vieles, was der rechte Milliardär versprochen hat, hat er nämlich genau das Gegenteil getan. Am Montagmorgen teilte ein verifizierter Twitter-Account namens „Bloomberg Feed“ einen unheilvollen Tweet. Auf dem ersten Blick eine seriöse Quelle. Unter den Worten „Große Explosion in der Nähe des Pentagon-Komplexes in Washington, D.C. – Erster Bericht“ zeigte er ein Bild einer riesigen schwarzen Rauchwolke neben einem vage dem Pentagon ähnlichen Gebäude.
Verifizierter Fake-News-Account lässt Pentagon-Story viral gehen
Bei genauerer Betrachtung entpuppte sich das Bild als Fälschung, wahrscheinlich generiert durch künstliche Intelligenz, und der Bericht über eine Explosion wurde schnell widerlegt.
Trotzdem ging er viral und wurde von vielen Accounts verbreitet, einschließlich des russischen Staatspropagandamediums Russia Today. Der Tweet könnte auch kurzzeitig den Aktienmarkt bewegt haben, da der Dow Jones Industrial Index innerhalb von vier Minuten um 85 Punkte fiel und dann genauso schnell wieder anstieg.
Insgesamt hat die Fake-Story – die neueste in einer Reihe von KI-generierten Bildern – anscheinend zum Glück wenig unmittelbaren Schaden angerichtet. Twitter hat seit dem den Bloomberg Feed Account gesperrt, der nicht mit der echten Bloomberg-Medienorganisation in Verbindung stand, und innerhalb von etwa 20 Minuten hatten lokale Behörden den Bericht widerlegt.
Twitter hilft bei der Verbreitung von Desinformation
Twitter ist immer öfter der Helfershelfer in der Verbreitung von Desinformation, da der neue Eigentümer Elon Musk seine Belegschaft ausgedünnt hat und sein Team entlassen hat, das einst virale Trends überprüfte, und die Kontoverifizierung von einem manuellen Authentifizierungsprozess umgebaut hat, zu einem, der weitgehend automatisiert und kostenpflichtig ist. Die blauen Abzeichen zeigten einst die Echtheit öffentlicher Figuren, großer Organisationen, Prominenter und andere, die Gefahr laufen, imitiert zu werden. Jetzt vergibt Twitter sie an jeden, der bereit ist, 8 $ im Monat zu bezahlen und seine Telefonnummer zu bestätigen. Twitter hat bisher nicht dazu reagiert.
Elon Musk persönlich bannt Forscher und Recherchen, die ihm nicht gefallen und sperrt Journalisten und lässt offenbar Berichte über Rechtsterrorismus shadowbannen. Umgekehrt werden rechte Accounts nicht nur reihenweise entsperrt, sie kriegen auch massiven Reichweitenzuwachs, während Accounts, die Wissenschaft verbreiten, stagnieren.
Das Extremismus-Forschungsinstitut Cemas stellt auch fest, dass Desinformation auf Twitter schlimmer geworden ist. Das Moderationssystem ist so gut wie unbrauchbar. Staatspropagandamedien werden nicht mehr als solche gekennzeichnet und erhalten viel mehr Reichweite. Und hier geht es nicht um konservative Stimmen oder dergleichen, sondern um astreine Neonazis und Antisemit:innen.
Elon Musk ist selbst einer der größten Verbreiter von Fake News
Umgekehrt wird Elon Musk selbst zur größten Schleuder von Hass, rechten Verschwörungsmythen und Desinformation auf der Plattform. Musk kokettiert seit langem mit öffentlich mit rechten Symbolen, rechtsextremen Verschwörungsmythen und Kodierungen. Inzwischen kommentiert Musk regelmäßig Neonazi–Propaganda–Accounts positiv und verbreitet diese selbst weiter. Der rechtsradikale Verschwörungslügner Tucker Carlson, der sogar für den Pro-Trump-Sender Fox News zu viel gelogen hat, kriegt eine Sendung auf Twitter, um weiter zu lügen und zu hetzen. Wie sehr Elon Musk sich radikalisiert hat und wie sehr er Antisemitismus verbreitet, haben wir hier beschrieben:
Also nein, das Pentagon ist nicht explodiert. Auch wenn ein Account, von dem Twitter selbst sagte, er sei echt, das behauptet hat. Das Problem sind nicht KI-generierte Fotos – Leute haben Fake News auch zuvor geglaubt, wenn sie sie glauben wollten. Das Problem ist, dass Twitter als Plattform wegen ihres radikalen Chefs immer mehr zum Superspreader für Fake News wird, wenn man achtlos und willkürlich Accounts verifiziert – nur gegen Geld. Wahrheit und Überprüfbarkeit spielen keine Rolle mehr. Medien und Politik sollten entweder anfangen, die Plattform zu meiden – oder regulativ Musk dazu zwingen, die geltenden Gesetze anzuwenden.
Wenn ein autoritäres Regime von ihm verlangt, Tweets von ihren Wahlherausforderern zu zensieren, kommt er dem ja auch gerne nach.
Artikelbild: thongyhod, Screenshot twitter.com
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