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Wahn: Rechte drehen wieder durch & fantasieren „Fleischverbot“

Rechte leben einfach in ihrer eigenen Parallelwelt, die kaum etwas mit der Realität zu tun hat. Da ganz offensichtlich ihre Feindbilder einfach viel zu wenig Kritisierenswertes haben, muss man sich die Dinge einfach ausdenken, über die man sich aufregen kann. Und das am laufenden Band. Schlimm genug, dass Ministerpräsident Söder im Wahlkampf die Wahrheit inzwischen völlig egal zu sein scheint und er jede dieser Lügen von BILD aufgreift und multipliziert. Heute hat sich das Desinformationsblatt BILD ein „Fleischverbot“ ausgedacht, das es natürlich gar nicht gibt.

Fun fact: Fleisch ist ungesund und schlecht fürs Klima

Ihr dürft alles essen, was und wie viel davon ihr wollt. Niemand verbietet euch irgendetwas. Unabhängig davon sind das allerdings Fakten: Wir essen mehr Fleisch, als gesund ist und Fleisch ist eines der größten Klimakiller. Rund 87 Prozent der Emissionen in der Viehwirtschaft entstehen durch Rinderhaltung. Auch im Vergleich mit anderen Lebensmitteln schneidet besonders Rindfleisch mit Abstand am schlechtesten ab, was die CO₂-Emissionen angeht.

Erzeugte Treibhausgasemissionen pro Kilo, Screenshot qz.com

Laut der Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen sorgen die Fleisch- und Milchindustrie insgesamt für fast 15 Prozent der weltweiten Emissionen [PDF]. Andere rechnen sogar mit bis zu 51 % Prozent. Das ist mehr als die gesamte restliche Lebensmittelproduktion weltweit zusammen ausstößt und ungefähr so viel wie der Anteil des weltweiten Verkehrs. 3/4 der weltweiten Agrarflächen wird nur für Tierhaltung verbraucht.

Fleisch ist Gesundheitsrisiko

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, die Verbraucherschutzzentrale sagen alle: Die Deutschen essen zu viel Fleisch. Die Verbraucherzentrale sagt: „Fleisch sollte maximal 3 bis 4 Mal pro Woche auf den Tisch kommen.“ Sie weisen, darauf hin, dass ein hoher Konsum von Fleisch und Wurstwaren mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Darmkrebs verbunden sein kann. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, Fleisch bewusst zu genießen und öfter auf pflanzliche Alternativen zurückzugreifen.

Das ist die Realität. Unzählige Studien zeigen: Zu viel Fleisch erhöht das Risiko für koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und Diabetes, vermehrter Konsum von rotem Fleisch erhöht das Sterberisiko, das Krebsrisiko, wie Brustkrebs zum Beispiel. Der zu hohe Fleischkonsum ist schlecht für die Deutschen und den Planeten. Jede seriöse Organisation muss dementsprechend auf die Fakten hinweisen, oder? Und wenn sie sonst nichts weiter macht, ist das … kein Verbot, oder?

Übrigens: Die Realität ist, dass Fleischkonsum staatlich gefördert wird – viele Tierprodukte haben einen niedrigeren Mehrwertsteuersatz und 13 Milliarden Euro Subventionen fließen in die Tierwirtschaft. Es gibt eher ein FleischGEBOT. Oder ein „Veganverbot“, als ein Fleischverbot.

Fleischproduzenten dagegen, dass man weniger Fleisch empfiehlt, wer hätte es gedacht

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) möchte jetzt neue Empfehlungen für eine gesunde und klimafreundliche Ernährung vorstellen – denn Fakten verschwinden nicht, auch wenn wir sie ignorieren möchte. Sie beziehen sich dabei auf den Koalitionsvertrag. Das Eckpunktepapier ist hier. Eine Sprecherin sagte:

„Der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland liegt seit Jahren deutlich über der von der DGE empfohlenen Menge von 300 bis 600 g pro Woche. Ziel der Ernährungsstrategie ist nicht eine rein pflanzliche, sondern eine pflanzenbetonte Ernährung, bei der Fleisch und tierische Produkte in Maßen ihren Anteil haben können.“

Also: Alle dürfen weiter Fleisch essen. Wir sollten nur weniger davon essen, weil es uns buchstäblich halt auch umbringt. Das BMEL weist in seinem Papier darauf hin, dass wir uns „einseitig“ und „nicht bedarfsgerecht“ erwähnen – und schließlich ab 2045 klimaneutral sein müssen. Sie passen sich der Agenda 2030 der Vereinten Nationen an, damit wir alle ausgewogener und gesünder essen können, ohne Zwang.

Laut einem Artikel der „Lebensmittel Zeitung“ finden es Vertreter der Fleischindustrie aber völlig überraschend ungut, wenn die Menschen weniger Fleisch essen würden und protestieren. Angeblich sei die Richtlinie 10 g Fleisch pro Tag. Darin darf zum Beispiel eine Vertreterin von einem Fleischverband erwähnen, wie empfehlenswert Fleisch doch sei. Als ob man einen Tabakkonzern fragen würde, ob man darauf hinweisen solle, ob Zigaretten ungesund seien. Die Fleischlobby versucht nachweislich, Empfehlungen, die auf Fakten basieren, zu sabotieren und hat eine Empfehlung zu weniger Fleisch aus einem IPCC Bericht streichen lassen:

Suggestivfragen in Überschriften sind meistens mit „Nein“ zu beantworten

Rechte Medien belügen dich mal wieder. Die größte Fake-News-Schleuder des Landes, BILD, greift den Artikel natürlich auf. In typischer BILD-Manier wird in einem neuen BILD-Artikel heftig suggeriert, dass ein „Fleischverbot“ kommen solle. Ein „brisanter Vorschlag“, „radikaler Fleischverzicht“ und die Frage „Wird Currywurst bald endgültig aus den Kantinen verbannt?“, auf die die Antwort natürlich „Nein!“ lautet. Es ist Wahnsinn, wie sehr rechte Medien uns alle für dumm verkaufen. Und noch schlimmer, dass es aber offenbar auch wirkt.

Die BILD weiß genau, wie sie täuschen kann, ohne direkt zu lügen – und dass das gewünschte Framing ankommt, sieht man ja auch an den Reaktionen. Sie titelt „Nur noch eine Wurst pro Monat für jeden“ – das hat niemand gefordert und ist lediglich das Ergebnis der unverbindlichen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE, an die sich auch niemand halten muss. BILD gibt buchstäblich weiter unten im Text zu: Es müsse „sich per se keiner an die Richtlinie halten.“ Sie spekuliert jedoch, dass es sein KÖNNTE, dass Kantinenbesitzer „faktisch gezwungen werden, wenn sie ihr DGE-Zertifikat behalten wollen“.

Das ist weder irgendwo gefordert, noch entspricht das der Realität: Denn wie soll denn eine Kantine kontrollieren, wie viel Fleisch eine Person isst?! BILD schreibt selbst, wie absurd das sei. Ohne zu merken, dass sie damit ihre eigene, frei erfundene Fantasie kommentiert – nicht irgendeinen Vorschlag von irgendwem. So dreist verarscht dieses Medium seine Leser. Und reproduziert wie so oft die Argumente mächtiger Lobbys, die nur ihre eigenen Profitinteressen im Sinn haben.

Rechte Medienwelt folgt ihrem Lügen-Führer BILD

Wie so oft ist das Axel-Springer-Medium BILD dann das Medium, das den Ton für die rechte und rechtsextreme Medienwelt gibt. Das irreführende Framing von „Fleischverbot“ ist in die Welt gesetzt, weil es den klassischen Feindbildern und Narrativen entspricht. Nur halt nicht der Realität. Beziehungsweise ist die Realität die einzige, die weniger Fleischkonsum empfiehlt – für die eigene Gesundheit und den Planeten. Empfehlungen sind kein Verbot. Rechte kennen den Unterschied nicht. Wie so oft schreibt der Focus direkt bei BILD ab:

Und auch rechte Desinformationmedien plappern die Fake-News nach und sprechen die Unwahrheiten noch deutlicher aus und spinnen die rechten Wahnvorstellungen noch weiter aus:

Auch natürlich dieser systematische Desinformationsverbreiter:

Und natürlich darf Bayerns Ministerpräsident Söder nicht fehlen, der wie so oft in letzter Zeit zu Unwahrheiten und Lügen greift, um bayerischen Wahlkampf zu betreiben. Und sich über das nie existente Fleischverbot aufregt. Er suggeriert natürlich wieder einmal, dass „Verbote“ im Widerspruch zur Demokratie stünden. Erst vor wenigen Wochen wiederholte er auch ein weiterer Fake von einem „Fleischverbot“ in einer Münchner Kita. In Wahrheit gab es einfach ab und zu mal auch ein vegetarisches Gericht. Völlig ohne Scham, nachdem er regelmäßig selbst Verbote gefordert hatte, wie weiterhin das von Cannabis.

Auch bei den vielen Lügen zum neuen Heizgesetz wiederholte Söder schamlos jede Menge Unwahrheiten – ebenso wie die BILD natürlich.

Dazu auch:

Wahrheit spielt keine Rolle mehr

Es gibt kein „Fleischverbot“, nicht einmal im Ansatz. Überhaupt sind die meisten „Verbote“, über die sich Rechte aufregen, erfunden. Die Süddeutsche Zeitung hat hier mal eine ganze Liste von angeblichen „Verboten“, die Söder ablehnt, erstellt, die es aber halt auch nicht gibt. Es ist einfach so bequem, sich gegen ungeheuerliche Dinge zu positionieren, wenn man sich die Dinge einfach ausdenkt. Es ist erschreckend zu sehen, dass das dreiste Lügen nicht mehr nur Markenkern der AfD ist, sondern Mainstream geworden ist – genau wie ihre Narrative von „Verboten“ und dem Lügen über die Grünen. Kein Wunder, dass die rechtsextreme Partei derzeit so stark ist wie noch nie. Wer so lügt, hilft den Neonazis.

Fest steht: Wir essen zu viel Fleisch und das ist wissenschaftlich erwiesen ungesund und schadet dem Planeten. Wenn die deutsche Gesellschaft für Ernährung deshalb EMPFIEHLT, weniger Fleisch zu essen – weil es halt faktisch wahr ist, dass weniger für uns alle besser wäre, ist das erst einmal eine wahre Information. Wenn jemand hier schon von „Verbot“, „Überwachungsstaat“ und „Ökodiktatur“ fantasiert, will einfach unliebsame Wahrheiten unterdrücken – und dich einfach belügen und für dumm verkaufen. Ja, jeder darf essen, was er oder sie will. Dich darauf hinzuweisen, was ungesund für dich ist, ist aber noch lange kein „Verbot“. Und rechte Medien belügen dich pausenlos, glaub ihnen kein Wort.

Artikelbild: Screenshots/ photocosmos1

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