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Wie die Fleischlobby den IPCC-Klimabericht sabotiert hat

Wir können viel tun, um unsere Emissionen auf ein Minimum zu bringen: Weniger Plastik kaufen, öfter mal auf den ÖPNV vor Ort umsteigen und weniger Fleisch essen. Laut aktuellem Bericht des Weltklimarats stellt aber scheinbar weder eine vegetarische noch eine vegane Ernährung einen eigenen, großen Faktor im Punkte Klimaschutz dar. Diesen Aspekt haben die Forschenden nicht grundlos weggelassen. Ein Datenleak hat jetzt offenbart, dass der Entwurf vor Veröffentlichung auf Druck der Fleischlobby nochmal angepasst wurde.

Wie das sein kann und warum eine „typisch“ westliche Ernährung keinen Beitrag zum Klimaschutz leistet, zeigen wir euch in diesem Artikel.

IPCC-Bericht warnt erneut vor Klimakatastrophe

Die wichtigste Quelle zum aktuellen Stand der Klimakrise ist der Bericht vom IPCC, dem Intergovernmental Panel on Climate Change – auch bekannt als Weltklimarat. Gerade erst warnte der neuste Synthesis Report in drastischen Worten vor der Klimakatastrophe. Und das ist kein Wunder. Die Folgen der Erderwärmung werden immer spürbarer und solange keine Schritte unternommen werden, dem entgegenzuwirken, könnten bald die erschreckenden Prognosen der Forscher:innen in Erfüllung gehen.

Die Botschaft ist klar. Irgendwie müssen wir es schaffen, die Emissionen in den Griff zu bekommen, sonst bekommen wir nicht nur ein riesiges Problem, sondern ein ganzes Paket, das mit jeder Weitergabe einmal mehr geschüttelt wird und weiter kaputtgeht. Es steht also fest, dass dringend etwas passieren muss, um schlimmere Folgen, gerade für die jüngere Generation, möglichst zu verhindern.

DAS PROBLEM: WAS DER WELTKLIMARAT (NICHT) VERÖFFENTLICHT HAT

Neben politischen Maßnahmen haben auch wir Bürger:innen die Möglichkeit, unsere Emissionen einzudämmen. So können wir öfter mal das Auto stehen lassen, Plastik vermeiden oder die eigene Ernährung umstellen. Eine zum Großteil oder rein pflanzliche Ernährung bringt da viele Vorteile, vor allem mit Blick auf die Umwelt. Genau dieser Punkt hat im aktuellen Klimabericht aber gefehlt!

Dabei ist dieser Schritt der größte Hebel, den man selbst umlegen kann, um einen Beitrag für das Klima zu leisten. Vertreter:innen des Weltklimarates höchstpersönlich haben festgestellt, dass sich eine „verstärkt vegane Ernährung positiv auf das Klima auswirken wird“. Sie begründen das mit den niedrigeren Emissionen von Pflanzenkulturen.

Rund die Hälfte der aktuell ausgestoßenen Emissionen durch eine durchschnittliche westliche Ernährung könnten also vermieden werden, wenn wir statt zur Wurstpackung zum Hummusglas greifen. Diesen wichtigen Punkt hat auch der IPCC-Klimaexperte Dr. Peter Carter betont:

„Aus ethischer Sicht müssen alle unnötigen Methan-Quellen so schnell und so weit wie möglich abgebaut werden. Das bedeutet, dass die globale Veganisierung jetzt ein Überlebensimperativ ist.“

soundsvegan.com

Umso seltsamer, dass genau das nicht im aktuellen Bericht stand. Stattdessen ist von einer ausgewogenen Ernährung die Rede – wie genau die auszusehen hat, wird allerdings nicht erläutert. Ganz so vage sah es in der Urfassung aber nicht aus, wie das Datenleak von Scientist Rebellion gezeigt hat. Denn in der ersten Version wurde die Wichtigkeit einer pflanzlichen Ernährung im Zusammenhang mit dem Klima noch stark hervorgehoben – was einer gewissen Lobby natürlich gar nicht gepasst hat.

DIE MACHT DER FLEISCHLOBBY

Die Fleischlobby will nicht, dass wichtige Institutionen wie der Weltklimarat etwas verbreiten, was dem eigenen Markt schaden könnte. Deswegen hat sie mit ihrem riesigen Einfluss dafür gesorgt, dass die Information, wenn sie schon nicht ganz unter den Teppich gekehrt werden kann, wenigstens verwischt wird.

Wer da vor allem seine Finger im Spiel hatte, waren Brasilien und Argentinien. Beide Länder haben eine große, einflussreiche Rindfleischindustrie und entsprechend mächtige Lobbys sowie Stimmen in der Politik. Nach deren Einwirken wurde der wissenschaftliche Fakt letztlich durch den Rat zu einer ausgewogenen Ernährung ersetzt. Und das war nicht das erste Mal, dass die beiden Länder versucht haben, aufgedeckte Wahrheiten des Weltklimarats zu vertuschen. Laut einem zuvor geleakten Entwurf von 2021 drängen Brasilien und Argentinien schon seit Jahren darauf, jegliche Bezüge zu einer pflanzlichen Ernährung, Fleisch als „high-carbon food“ und sogenannten „Meatless Mondays“ komplett streichen zu lassen. Mit der verschlimmbesserten Version des aktuellen Berichts haben sie jetzt ihr Ziel erreicht.

Klima Zerstören = Mehr Geld

Dass sich die Fleischlobby da so stark macht, ist kein Wunder, denn die würden sonst potenziell eine Menge Geld verlieren, allen voran die Rindfleischindustrie, die 2022 weltweit rund 400 Milliarden Dollar Umsatz gemacht hat. Dabei sind gerade die großen Rinderbetriebe diejenigen, die in der Lebensmittelbranche die Hauptverursacher von Emissionen sind. Neben CO₂ jagt nämlich besonders die Rinderhaltung zusätzlich noch die klimaschädlichen Gase Methan und Lachgas in die Atmosphäre, wo diese zwar kürzer verweilen als CO₂, aber stärker auf das Klima einwirken: Methan hat die 25-fache, Lachgas sogar die 300-fache Wirkung! Rund 87 Prozent dieser Emissionen in der Viehwirtschaft entstehen durch Rinderhaltung. Auch im Vergleich mit anderen Lebensmitteln schneidet Rindfleisch mit Abstand am schlechtesten ab, was die CO₂-Emissionen angeht.

Erzeugte Treibhausgasemissionen pro Kilo, Screenshot qz.com

Laut der Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen sorgen die Fleisch- und Milchindustrie insgesamt für fast 15 Prozent der weltweiten Emissionen [PDF]. Das ist mehr als die gesamte Lebensmittelproduktion weltweit zusammen ausstößt und ungefähr so viel wie der Anteil des weltweiten Verkehrs. Wir sprechen hier also von einem riesigen Hebel, den wir als Konsument:innen in der Hand haben. Diesen Fakt aus dem IPCC-Bericht streichen zu lassen, halte ich nicht nur für wissenschaftsfeindlich – das zu vertuschen ist grob fahrlässig.

Fazit: Fleischlobby mit großem Einfluss gegen Wissenschaft und Klimaschutz

Die Klimakrise zu leugnen, ist die eine Sache. Aktiv seinen Beitrag dazu zu leisten, dass sie sich weiterhin verschärft, ist die andere. Es ist nicht nur ein Problem, sondern fast schon eine Katastrophe, dass einzelne Konzerne über die Macht verfügen, entgegen allen Wissens ihre eigenen Interessen umzusetzen. Und das selbst bei großen Organisation wie dem Weltklimarat. Die Fleischlobby handelt bewusst gegen die Fakten und schlägt einen Vorteil für sich selbst heraus. Dafür müssen die Erde und demnach wir alle am Ende den Kopf hinhalten, solange es denn überhaupt noch geht.

Über diese durch Scientist Rebellion aufgedeckte Lobby-Arbeit wurde noch bei weitem nicht tief genug geforscht, geschweige denn berichtet. Dass die Fleischlobby gegen die Wissenschaft, Tierwohl und Klimaschutz agiert, überrascht nicht. Aber die krassen Ausmaße ihres Einflusses, die bis in den Weltklimarat hineinreichen, dürften den wenigsten bewusst sein. Deswegen braucht es dringend mehr Transparenz bei politischen Entscheidungsprozessen, damit sich so ein Skandal nicht am laufenden Band wiederholen kann.

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