Dieser Artikel stammt von CORRECTIV.Faktencheck / Zur Quelle wechseln
Falsches Zitat des ehemaligen Grünen-Politikers Daniel Cohn-Bendit erneut in Umlauf
Auf Tiktok verbreitet sich ein angebliches Zitat des ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Europaparlament. Daniel Cohn-Bendit soll gesagt haben, die Grünen sollten dafür sorgen, möglichst viele Ausländer nach Deutschland zu holen. Das ist erfunden.
von Paulina Thom
Daniel Cohn-Bendit, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Europarlament, habe gesagt: „Wir, die Grünen, müssen dafür sorgen, so viele Ausländer wie möglich nach Deutschland zu holen. Wenn sie in Deutschland sind, müssen wir für ihr Wahlrecht kämpfen. Wenn wir das erreicht haben, werden wir den Stimmenanteil haben, den wir brauchen, um die Republik zu verändern.“
09.04.2024
Frei erfunden
Über diese Bewertung
Frei erfunden. Das Zitat kursiert seit Jahren in Sozialen Netzwerken, doch Cohn-Bendit hat sich so nie geäußert. Er ist auch nicht der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, er hat sich vor mehr als zehn Jahren aus der aktiven Politik zurückgezogen.
Mehr als 30.000 Aufrufe hat ein Tiktok-Beitrag vom 9. April mit einem angeblichen Zitat von Daniel Cohn-Bendit. Der „Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament“, so heißt es im Beitrag, soll gesagt haben: „Wir, die Grünen, müssen dafür sorgen, so viele Ausländer wie möglich nach Deutschland zu holen. Wenn sie in Deutschland sind, müssen wir für ihr Wahlrecht kämpfen. Wenn wir das erreicht haben, werden wir den Stimmenanteil haben, den wir brauchen, um die Republik zu verändern.“
„Ich bin fassungslos“, kommentiert ein Nutzer den Tiktok-Beitrag, ein anderer schreibt, die Grünen seien „extrem gefährlich“ und sollten verboten werden. Andere wiederum zweifeln an der Echtheit des Zitats.
Zurecht, denn es handelt sich bei dem angeblichen Zitat um eine Fälschung, wie uns Pia Kohorst, Pressesprecherin der Grünen im Europaparlament, auf Anfrage schreibt.
Angebliches Zitat von Cohn-Bendit über Ausländer in Deutschland ist eine Fälschung
Das angebliche Zitat kursiert seit Jahren in Sozialen Netzwerken, auch wir berichteten bereits vor fünf Jahren darüber. 2015 verbreitete die damalige CDU-Politikerin Erika Steinbach (mittlerweile AfD) die Aussage bei Twitter. Eine Quelle konnte Steinbach nicht nennen, sie gab an, das Zitat bei Facebook gefunden zu haben. Laut Focus Online und der WAZ verbreitete sich das Fake-Zitat damals vorrangig in rechten Foren und auf der Webseite der rechtsextremen Partei NPD (mittlerweile Die Heimat).
2018 tauchte das erfundene Zitat auf einem gefälschten Wahlplakat im Allgäu auf, wie der BR berichtete. Und 2019 schrieb der damalige AfD-Bundestagsabgeordnete Heiko Heßenkemper laut dem auf einer „Pegida“-Veranstaltung das Fake-Zitat erneut Cohn-Bendit zu.
Anders als in dem Tiktok-Beitrag behauptet, ist Cohn-Bendit auch nicht mehr der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament. Er hat vor mehr als zehn Jahren seinen Rückzug aus der aktiven Politik bekanntgegeben und hat laut der Webseite des Europaparlaments seit dem 30. Juni 2014 keine Funktion mehr inne.
Hier geben wir Tipps dazu, wie man gefälschte Zitate in Sozialen Netzwerken erkennt.
Redigatur: Steffen Kutzner, Matthias Bau
Zur Quelle wechseln
Author: Paulina Thom