Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Glücksspiel: Die Lootbox-Debatte stagniert

Dieser Artikel stammt von Netzpolitik.org.

Lootboxen in Videospielen werden in Deutschland schon lange aufgrund ihrer Glücksspielähnlichkeit diskutiert. Doch auf einen gesetzlichen Rahmen wie in Nachbarländern dürfen wir wohl noch eine Weile warten.

Zwei Menschen spielen das Videospiel Fifa
Glücksspiel bleibt in deutschen Videospielen – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com JESHOOTS.COM

Eine von WestLotto organisierte Veranstaltung am letzten Donnerstag führte zu weiteren Diskussionen über das Thema Lootboxen in Deutschland. Seit geraumer Zeit wird über ein Verbot oder eine bessere Regulierung bei Lootboxen in Deutschland diskutiert, während sie in Nachbarländern entweder bereits vollständig verboten sind oder mehrere Gerichtsurteile Lootboxen als illegal erklärt haben.

Was sind Lootboxen?

Lootboxen sind Gegenstände in Videospielen, die durch Echtgeld erworben werden. Oft weiß der Käufer jedoch nicht genau, was er erhalten wird, da es nur eine prozentuale Wahrscheinlichkeit gibt, den gewünschten Gegenstand zu erhalten. Häufig handelt es sich um virtuelle kosmetische Gegenstände, wie etwa Veränderungen am Aussehen einer Waffe, die jedoch keinen spielerischen Vorteil bringen. Es gibt jedoch auch Spiele, in denen man durch diese Gegenstände Vorteile im Spiel gegenüber anderen erhalten kann. Viele dieser Gegenstände aus Lootboxen haben mittlerweile einen echten Geldwert durch Schwarzmärkte im Internet, wodurch das Lootbox-System als simuliertes Glücksspiel betrachtet wird.

Positionen auf der Veranstaltung

Bei der Veranstaltung von WestLotto war unter anderem der Sucht- und Drogenbeauftragte des Bundes, Burkhard Blienert, zu Besuch. Dieser sprach sich dafür aus, vorerst keine neuen Regeln in Bezug auf Lootboxen zu erlassen, sondern bestehende Regelungen konsequenter umzusetzen:

„Wir müssen endlich beginnen, geltendes Recht für Spielende konsequent anzuwenden.“

Ein Vertreter der CDU/CSU, Fabian Gramling, setzte sich dafür ein, das Problem der Lootboxen mithilfe der Politik lösen zu wollen. Er betonte, dass es Aufgabe der Politik sei, dieses Problem anzugehen. Anna Kassautzki, Vertreterin der SPD, sprach sich dafür aus, mehr mit Gamer*innen zu sprechen, da diese auch nicht die größten Fans dieses Systems seien. Sie betonte, dass das Problem am besten gemeinsam angegangen werden sollte:

„Wir dürfen nicht alles verteufeln, aber wir müssen die Gefahren erkennen.“

Experten auf der Veranstaltung forderten mehr Forschung in diesem Bereich und wiesen klar auf die bekannten Gefahren hin. Zudem wurde eine bessere Aufklärung für Eltern gefordert, da diese oft nicht wissen, mit welchen Systemen zur Geldgewinnung ihre Kinder und Jugendlichen in Videospielen konfrontiert sind. Linder Scholz von der Fachstelle Jugendmedienkultur NRW machte auf der Veranstaltung deutlich, dass selbst Eltern oft nicht genügend Überblick haben, um richtig eingreifen zu können.

Aus Sicht der Wissenschaft besteht in Deutschland dringender Handlungsbedarf in Bezug auf Lootboxen, um Jugendliche zu schützen. Monetarisierung als Ganzes zu betrachten und nicht nur als Einzelfall zu sehen, war deutlich der Punkt von Thomas Salzmann, stellvertretender Direktor der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz. Der Theologe Max Tretter wies auf der Veranstaltung auf die unübersichtliche Vermischung von Gaming und Glücksspiel hin.

Position der Spieleindustrie

Die Spieleindustrie galt zwar immer als gesprächsbereit gegenüber der Politik, war jedoch auf der Veranstaltung von WestLotto nicht vertreten. Westlotto wird seitens der Spieleindustrie beschuldigt, lediglich ihre eigenen Ideen in Bezug auf Lootboxen durchsetzen zu wollen, um möglicherweise die Spielekonsumenten an ihre eigenen Systeme und Bedingungen zu binden. Bei diesen Anschuldigungen bezieht sich die Spieleindustrie auf den von Westlotto verfassten Regulierungsvorschlag. Hierbei wurde ein neues Jugendschutzgesetz ausgearbeitet. Laut der Industrie überschritten sie mit dem konkreten Entwurf eines Gesetzes zu ihren Bedingungen eine Grenze und es läge nicht in ihrem Bereich, sich hier um eine Gesetzgebung zu bemühen.

Obwohl die Niederlande und Belgien Lootboxen in der Form, wie sie bei uns noch existieren, längst verboten haben und in Österreich immer wieder Urteile fallen, die Lootboxen ganz klar als Glücksspiel bezeichnen, wird in Deutschland immer nur darüber geredet, dass etwas getan werden muss, doch es gibt dafür noch keine konkreten Gesetzesentwürfe seitens der Regierung.

Es gibt bereits Spiele, in denen Lootboxen verbannt oder so abgewandelt wurden, dass die Glücksspielelemente verloren gehen, damit die Anbieter nicht verschiedene Systeme für verschiedene Länder nutzen müssen. Also sollte es für die Spieleindustrie keine Probleme bereiten, das im gesetzlichen Rahmen umzusetzen, da es dafür schon Vorlagen gibt, wie man das umsetzen kann. Man müsste also nur aufhören, immer nur zu reden und die Last rein auf Eltern zu schieben, und endlich einen gesetzlichen Rahmen schaffen.


Die Arbeit von netzpolitik.org finanziert sich zu fast 100% aus den Spenden unserer Leser:innen.
Werde Teil dieser einzigartigen Community und unterstütze auch Du unseren gemeinwohlorientierten, werbe- und trackingfreien Journalismus jetzt mit einer Spende.

Zur Quelle wechseln
Zur CC-Lizenz für diesen Artikel

Author: Nora Nemitz

Views: 0
Accused of echoing fascists, trump campaign warns its critics will be ‘crushed’.