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Keine „Panikmache“: Warum diese Wetterkarten unterschiedliche Farben haben
Nicht zum ersten Mal wird die Darstellung des Wetterberichts als angeblicher Beleg für „Panikmache“ der Medien herangezogen. Doch dabei werden Tatsachen verzerrt.
Der Vergleich einer Wetterkarte von 2024 und einer aus 2009 belege eine „Panikmache“ der Medien bei den Temperaturen.
06.04.2024
Falsch
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Falsch. Die Karten zeigen unterschiedliche Teile des Wetterberichts: Eine zeigt die Tagesansicht, die andere die Drei-Tage-Vorschau. Diese Karten haben ein unterschiedliches Design, so war das auch schon 2009. Die Karte von 2024 stammt außerdem von 2023, die Karte von 2009 kam laut Tagesschau leicht anders in einer damaligen Vorhersage vor.
„Panikmache!!“, steht über einer Collage aus zwei Wetterkarten auf Tiktok. Die obere Karte soll aus 2024 stammen, sie ist tiefrot. Die untere sei aus 2009, sie ist grün – und das, obwohl die eingezeichneten Temperaturen zum Teil sogar höher sind als auf der roten. Beide tragen ein Tagesschau-Logo.
Es entsteht der Eindruck: Medien würden Wetterkarten heute drastischer einfärben als früher. „Früher haben uns 36 Grad auch nicht gleich in den unbewohnbaren Mars verwandelt”, heißt es in dem Video außerdem. Es wurde am 7. April 2024 veröffentlicht und von hunderttausenden Nutzerinnen und Nutzern gesehen. Doch der Vergleich führt in die Irre.
Karten zeigen unterschiedliche Teile im Wetterbericht
Die beiden Karten stellen zwei verschiedene Dinge dar: Die obere Karte zeigt die Ansicht des aktuellen Tages, die untere die Drei-Tages-Aussicht. Das sind zwei unterschiedliche Programmpunkte im Wetterbericht der Tagesschau, wie auch ein Blick auf einen aktuellen Wetterbericht zeigt (ab Minute 1:44).
Diese beiden Ansichten sind unterschiedlich eingefärbt: Die tagesaktuelle Ansicht stellt die Temperaturen des Tages farblich dar. Die Farben dafür variieren je nach Jahreszeit und Verhältnismäßigkeit der Temperaturen zu dem Zeitpunkt, wie wir bereits 2022 erklärten. Bei den Aussichten gibt es hingegen keine Temperaturfarben, stattdessen sind bei dieser im grünen Hintergrund etwa eine Sonne oder Blitze eingeblendet. Das erklärten für einen Faktencheck 2020 auch Silke Hansen, die die Wetterkarten der Tagesschau verantwortet, und Uwe Kirsch vom Deutschen Wetterdienst.
Wetterkarte von 2024 stammt eigentlich von 2023, die andere Karte gab es ähnlich im Jahr 2009
So ist das auch bei der Karte, die angeblich aus 2024 stammt. Tatsächlich zeigt sie den Wetterbericht für den 25. Juni 2023. Die Tagesschau veröffentlichte die Karte auf Instagram, die gesamte Tagesschau-Sendung, in der die Karte vorkommt, ist auch in der ARD Mediathek.
Welchen Tag die untere Karte genau zeigt, lässt sich nicht nachvollziehen. Sie kommt in einem Forenbeitrag von 18. August 2009 vor, die Tagesschau von diesem Tag ist ebenfalls online abrufbar. Bis auf einen Temperaturwert (23 statt in der Collage angegebenen 25 Grad) stimmt die Drei-Tages-Vorschau darin mit der unteren Karte auf Tiktok überein. Die Tagesschau-Redaktion findet auf Anfrage keine Sendung, die vollends mit dem Screenshot übereinstimmt. Der Screenshot basiere offenbar auf einer Wetterkarte einer Tagesschau-Sendung vom 18. August 2009 schrieb uns eine Sprecherin auf Anfrage.
Gleiche Darstellung bei Wetterkarten der Tagesschau schon 2009
Die unterschiedliche Darstellung von Tageswert und Wetteraussicht ist nicht neu. In beiden Wettersendungen wird erst die Tagesansicht – nach Temperatur eingefärbt – gezeigt (Minute 14:15 in der Sendung von 2023, Minute 13:25 in der Sendung von 2009), und wenige Sekunden später die Vorschau auf die kommenden Tage, grün eingefärbt (Minute 14:27 bzw. 13:31).
Das zeigt: Hier schürt die Tagesschau nicht Panik, sie verfolgt stattdessen ein einheitliches Designkonzept. Das wurde übrigens mehrfach in den vergangenen Jahren angepasst, wie wir 2022 berichteten: Alle Farben werden mittlerweile intensiver dargestellt.
Hitzetage werden im langfristigen Trend häufiger
Die Debatte rund um Wetterkarten, die immer wieder hochkommt, lenkt außerdem davon ab, dass Wetter etwas anderes als Klima ist. Einzelne heiße Tage sagen noch nichts darüber aus, wie sich das Klima langfristig und global erwärmt.
Zahlen des Umweltbundesamts belegen aber, dass auch die einzelnen heißen Tage häufiger werden. „2003, 2015, 2018 und 2022 waren, gemittelt über die gesamte Fläche Deutschlands, die Jahre mit der höchsten Zahl Heißer Tage“, schreibt das Amt.
Der rasante Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur seit den 1990er Jahren gilt laut Klimaforschenden als beispiellos – und er hat Folgen weltweit. Trockenheit, starker Niederschlag und andere Wetterextreme werden wahrscheinlicher und intensiver, wie wir schon mehrfach berichteten.
Redigatur: Max Bernhard, Sophie Timmermann
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
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Author: Gabriele Scherndl