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KW 36: Die Woche, in der Brüssel ganz nah war

Dieser Artikel stammt von Netzpolitik.org.Der Autor ist…
Die 36. Kalenderwoche geht zu Ende. Wir haben 22 neue Texte mit insgesamt 162.699 Zeichen veröffentlicht. Willkommen zum netzpolitischen Wochenrückblick.
Fraktal, generiert mit MandelBrowser von Tomasz ŚmigielskiLiebe Leser:innen,
wir haben in dieser Woche viel über EU-Themen berichtet. Über mögliche Schlupflöcher in der KI-Regulierung, über die EU-Kommission und große Techkonzerne beim Digitale-Märkte-Gesetz und natürlich über Chatkontrolle. EU-Themen sind uns nah und wir begleiten einige davon sehr eng. Aber für mich waren sie diese Woche noch ein bisschen näher als sonst, denn ich war am vergangenen Wochenende mit zwei Kollegen vor Ort in Brüssel.
Der Anlass: die jährlich stattfindende „Freedom not Fear“-Konferenz. Da treffen sich Menschen aus ganz Europa, die sich für digitale Freiheitsrechte einsetzen – um sich gemeinsam zu informieren, sich auszutauschen und kennenzulernen. Alle sind eingeladen, egal ob sie sich schon seit Jahren mit netzpolitischen Themen beschäftigen oder gerade erst damit anfangen wollen.
Was ich daran am spannendsten finde, ist der Blick über den Tellerrand: Welche Themen sind in anderen Ländern gerade besonders wichtig und was daran bewegt die Menschen? Wie schwer es beispielsweise in anderen EU-Staaten ist, öffentliche Aufmerksamkeit für die Chatkontrolle-Pläne zu bekommen, hat mich erstaunt. Denn in Deutschland bekam das von Anfang an recht viel Beachtung – nicht nur bei uns, auch etwa in der Tagesschau.
Die Verhandlungen zur Chatkontrolle gehen in die Endphase. Deutschland spielt dabei eine gewichtige Rolle und daran müssen wir die Regierung immer wieder erinnern. Aber es ist eben auch nicht alles. Das ist mir nun wieder deutlicher bewusst als vorher.
Ein Großteil der Themen, die wir an dem Wochenende diskutiert haben, ist nicht gerade erbaulich. Aber trotzdem bin ich mit einem guten Gefühl wieder nach Hause gefahren. Mit dem Gefühl, dass sich an ganz vielen Orten ganz viele unterschiedliche Menschen mit ganz eigenen Schwerpunkten für digitale Grundrechte einsetzen. Und es jedes Jahr ein paar mehr werden. Das zu sehen, hat gut getan.
Habt ein verbindendes Wochenende!
anna
PS: Wir sammeln weiterhin Daten für unsere Auto-Crowdrecherche. Wenn ihr ein modernes Auto habt, fragt beim Hersteller die Daten ab, die dort über Euch und Euer Auto gespeichert werden – und schickt uns diese Daten für eine Analyse. Falls ihr das schon getan habt, meldet euch bei uns!

Buchauszug: Wir brauchen pädagogische Pornos – ab 16 Jahren
„Wie schön wäre es, wenn wir alle anerkennen könnten, was für eine wichtige Rolle Sexualität für ein erfülltes Leben spielt“, schreibt Paulita Pappel. In ihrem Buch schildert die Produzentin und Darstellerin, wie falsch verstandener Jugendschutz Kindern schadet, wieso man in Pornos so selten Lecktücher sieht – und warum der Staat Pornos finanzieren sollte. Von Gastbeitrag, Paulita Pappel – Artikel lesen
#274 Off The Record: Praktikum
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Die New Yorker Polizei setzt Drohnen ein, um sich ihre Arbeit zu erleichtern. Was die Polizei zunächst mit der besseren Überwachung von öffentlichen Straßenfesten begründete, kann auch zur Überwachung von privaten Gartenpartys eingesetzt werden. Daran wird Kritik laut. Von Hasset Tefera-Alemu – Artikel lesen
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Heute in der c-base und im Stream: Netzpolitischer Abend zum Thema „Digitale Gewalt“
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Untersuchung von US-Datenschutzbestimmungen: „Moderne Autos sind ein Privatsphäre-Alptraum“
Wer einen Nissan in den USA kauft und den Datenschutzbestimmungen zustimmt, erlaubt dem Unternehmen, Daten über die „sexuelle Aktivität“ zu erheben und weiterzugeben. Die Mozilla-Foundation hat sich bei 25 Automarken angeschaut, was diese sammeln dürfen – mit teils haarsträubenden Ergebnissen. Von Markus Reuter – Artikel lesen
Chatkontrolle: Internetwirtschaft fordert Schutz von Verschlüsselung
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Das britische Parlament steht unmittelbar davor, die Online Safety Bill zu beschließen. Vor allem Kinder soll das umstrittene Gesetz vor „schädlichen“ Inhalten und Pornografie im Internet schützen. Dabei war auch eine Chatkontrolle vorgesehen – die nun überraschend ausgesetzt werden soll. Von Tomas Rudl – Artikel lesen
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Julian Assange hat die rechtlichen Möglichkeiten gegen seine Auslieferung an die USA fast ausgeschöpft. Nun machen mehr als 80 Prominente aus Deutschland Druck auf Außenministerin Baerbock. Sie soll auf ihrer USA-Reise die Freilassung des Wikileaks-Gründers fordern. Von Markus Reuter – Artikel lesen
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Ein Neonazi fragt einen Zollbeamten in einer Chatgruppe nach der Adresse eines Journalisten, der zu rechtsradikalen Strukturen recherchiert. Der Beamte gibt die Adresse weiter – gerät aber später selbst ins Visier von Ermittlungen. Von Hasset Tefera-Alemu – Artikel lesen

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Author: Anna Biselli