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Eine Drohne, die im Auftrag von Frontext unterwegs war, hat nach einem Defekt die Landebahn des internationalen Flughafens in Malta blockiert. Im August war ein gleiches Modell vor Kreta ins Meer gestürzt. Die Küstenwache will die Trümmer bergen.
Eine Frontex-Drohne am Boden – Alle Rechte vorbehalten AirbusEine Frontex-Drohne hat wegen eines Defekts den Flughafen Malta lahmgelegt. Der Vorfall ereignete sich am späten Vormittag des 12. Oktober. Drei aus Großbritannien ankommende Flüge mussten deshalb nach Medienberichten nach Catania und ein weiterer nach Palermo umgeleitet werden. Die Grenzagentur hat nun Details dazu mitgeteilt. Demnach sei die Drohne vom Typ „Heron 1“ wegen eines Triebwerkproblems zu dem Flughafen zurückgekehrt.
Als Vorsichtsmaßnahme hätten die Fluglotsen dem unbemannten Luftfahrzeug eine „Landepriorität“ gewährt, sagte eine Sprecherin von Frontex zu netzpolitik.org. Zu diesem Zeitpunkt habe auf dem Flughafen wegen Wartungsarbeiten nur eine Landebahn zur Verfügung gestanden. Eine nach der Notlandung durchgeführte Inspektion habe ergeben, dass das Propeller-Triebwerk „für den Einsatzflug nicht geeignet war“. Dieses sei daher ausgetauscht worden.
„Für den Einsatzflug nicht geeignet“
Bislang ist die Drohne noch nicht wieder einsatzbereit. Nach Angaben von Frontex warten die Techniker noch auf die Freigabe für einen Prüfflug, wie er nach großen Reparaturen wie einem Triebwerkwechsel vorgeschrieben ist.
Es ist der zweite schwere Zwischenfall mit einer Frontex-Drohne innerhalb von zwei Monaten. Am 24. August stürzte eine „Heron 1“ 70 Seemeilen südöstlich von Kreta ins Meer. Sie soll aus unbekannten Gründen die Satellitenkommunikation mit der Bodenstation verloren haben. Berichten zufolge will die griechische Küstenwache die Trümmer lokalisieren und bergen.
Frontex hat bislang keine Angaben zur Absturzursache gemacht. Erst nach den Ermittlungen zusammen mit der Flugsicherung kann entschieden werden, wer die Kosten für den Totalschaden übernehmen muss.
Airbus für Satellitenkommunikation verantwortlich
Die Frontex-Drohnen mit einer Spannweite von 17 Metern stammen von Israel Aerospace Industries (IAI). Den Rahmenvertrag für die „Heron 1“ im Umfang von mehr als 50 Millionen Euro hat Frontex mit der Rüstungssparte von Airbus abgeschlossen. Der in Bremen ansässige Konzern hat dafür Piloten und Sensorbediener in Israel ausbilden lassen. Er übernimmt außerdem die taktische Koordination der Einsätze und erledigt auch Reparaturen.
Zur Steuerung der Drohnen hat Airbus Container nahe dem Rollfeld der Flughäfen aufgestellt. Außerdem ist Airbus für die Satellitenkommunikation verantwortlich. Diese Verbindung könnte bei dem jüngsten Absturz vor Kreta versagt haben.
Die Stationierung der „Heron 1“ in Malta begann im Jahr 2021 und war die erste Art, nachdem Frontex zuvor ein ähnlich großes Konkurrenzmodell auf Kreta getestet hatte. Diese auf dem Militärflughafen Tympaki erprobte „Hermes 900“ erlitt jedoch Anfang 2021 nach einer harten Landung Totalschaden. Laut der EU-Kommission seien den Piloten zuvor „atypische Messwerte“ angezeigt worden. Trotz des Unfalls stationierte Frontex 2022 schließlich auch eine „Heron 1“ in Tympaki.
Militärische Zulassung
Die „Heron 1“ sind im Frontex-Auftrag mit Kameras, Nachtsichtgeräten und Radargeräten ausgestattet. Airbus zufolge soll sich auch Technik zur Lokalisierung von Satellitentelefonen an Bord befinden. Für die Flüge arbeiten Airbus und Frontex mit den Luftwaffen der beiden Länder zusammen. Über eine militärische Registrierung erhalten die Drohnen ein Rufzeichen für die Flugkontrolle.
Airbus streamt sämtliche aufgenommen Videos der Drohnen in Echtzeit an das Frontex-Hauptquartier in Warschau. Dort werden sie in einem „Frontex-Lagezentrum“ ausgewertet. Neben den Drohnen chartert Frontex auch Flugzeuge zur Überwachung des Mittelmeers. Die bemannten und unbemannten Luftfahrzeuge gehören zu einem Flugdienst, den die Agentur nach der sogenannten „Migrationskrise“ und einer Änderung der Frontex-Verordnung ab 2016 eingerichtet hatte.
Nach eigenen Angaben hat dieser „Frontex Aerial Surveillance Service“ im Jahr 2022 insgesamt 1.422 Einsätze mit insgesamt 6.258 Flugstunden durchgeführt. Mit Stand von Ende August haben die privaten Dienstleister in diesem Jahr bereits 1.121 Einsätze für Frontex mit 4.786 Flugstunden erledigt. Etwas weniger als die Hälfte dieser Flugstunden erfolgte mit Drohnen.
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Author: Matthias Monroy