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„Schamlos!“: Twitter lügt über Support für „Reporter ohne Grenzen“

Der rechte Verschwörungsideologe und Milliardär Elon Musk und seine Mitarbeiter präsentieren die von ihm gekaufte Plattform Twitter gerne entgegen jeglicher Realität als Vorreiter für „Redefreiheit“ oder gegen „Desinformation“. In Wahrheit ist es genau andersherum – wie sehr vieles, was der Mann, der regelmäßig antisemitischen Verschwörungsmythen auf seiner Plattform Zustimmung gibt. Die international anerkannte Organisation „Reporter ohne Grenzen“ reagierte jetzt empört auf die neuesten, frechen Lügen von Twitter.

Twitter sei ein „Hort an Desinformation“

Der Generaldirektor von „Reporter ohne Grenzen“, Christophe Deloire, veröffentlichte eine vernichtende Tirade über Twitter. „Schamlos“ sei es, wie man sich „selbst belüge“. Nicht nur erhalte „Reporter ohne Grenzen“ keinerlei Support von Twitter, anders als behauptet, sie seien scharfe Kritiker der Plattform, die regelmäßig Journalisten, Medien und Zugang zu Information missbrauchen. In einer E-Mail an das US-Medium NPR erklärte „Reporter ohne Grenzen“:

„Elon Musks Unternehmen ist ein Hort der Desinformation und keineswegs ein Verbündeter einer Organisation, die den Journalismus verteidigt.

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„Was für eine schamlose, kühne Behauptung,@lindayaX [CEO Twitter, Anm d. Red]! Sie und Ihr Team machen sich etwas vor. @RSF_inter stellt den Sachverhalt klar: Wir erhalten keinerlei Unterstützung von X. Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk haben wir den Missbrauch von Journalisten, Medien und Zugang zu Informationen durch das soziale Netzwerk immer wieder angeprangert. Und wir werden es auch weiterhin tun.“ [sic]

Twitter PR aufgeflogen

Twitter veröffentlichte nämlich Mitte Dezember zwei Tweets, die darauf abzielten, die Wahrnehmung zu verändern, dass das Unternehmen unter Elon Musks Leitung seine Verantwortung für einen sicheren und faktenbasierten Diskurs schleifen lässt und den öffentlichen Diskurs verschlechtert. Twitter betonte, Organisationen wie „Reporter ohne Grenzen“ zu unterstützen, was bei einigen den Eindruck erweckte, dass sie die Gruppe finanziell oder sonst irgendwie aktiv fördern würden.

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Was stimmt: Twitter hat zuvor „Reporter ohne Grenzen“ kostenlose Werbe-Credits auf ihrer Plattform angeboten, um sich damit von der Tatsache reinzuwaschen, dass Hass und Desinformation unter Musk massiv zugenommen haben. Mit der prestigeträchtigen Organisation wollte man die Öffentlichkeit darüber hinwegtäuschen, dass ein „Hort der Desinformation“ sei.

Das Problem: „Reporter ohne Grenzen“ hatte das Spiel durchschaut und abgelehnt. Twitter war das egal, und hat trotzdem damit Werbung gemacht, als ob es so wäre. In einem Statement an NPR schimpfte Deloire weiter:

„Wenn Yaccarino die Pressefreiheit unterstützen wolle, so Deloire, solle sie die 10 Empfehlungen seiner Gruppe zurate ziehen, als sie die Leitung von X übernahm. Die Liste reicht von der Wiedereinführung des früheren Account-Zertifizierungsverfahrens über die Wiederherstellung der Beziehungen zu den Medien bis hin zur Wiederherstellung der Fähigkeit von X, Desinformationen zu bekämpfen.“

Twitter versinkt in Fakes und Bedeutungslosigkeit

Immer mehr Werbetreibende und Nutzer verlassen die Plattform. Twitter ist aus dem EU-Verhaltenskodex gegen Desinformation ausgetreten, die Anti-Fake-News-Chefin hat die Plattform längst verlassen. Kaum hatte Musk Twitter übernommen, explodierte dort die Leugnung des menschengemachten Klimawandels. Auch Hassrede hat ungeahnte Ausmaße in Twitter angenommen, sagen Experten. Eine brandneue Studie (pre-print) zeigt, dass Twitters Algorithmus massiv Polarisierung und Wut fördert. Wieder etwas, was Musk besser machen wollte und es nicht tat. Laut einer Analyse des Center For Countering Digital Hate wird Hassrede von Twitter-Blue-Accounts zu 99 % nicht gelöscht.

Twitter macht Desinformation und die Lage für Journalisten immer schlimmer. Mit Lügen versucht man sich trotzdem irgendwie ein positives Image zurechtzubasteln. „Reporter ohne Grenzen“ ließ sich auf dieses Spiel nicht ein und verurteilte die Fake-News-Plattform Twitter entsprechend heftig. In der ursprünglichen Nachricht von Twitter wurden ja noch zwei weitere Gruppen erwähnt. Eine von ihnen, Netsafe New Zealand, hat bereits im Juli seinen Account abgestellt.

Die andere Organisation, das in Europa ansässige International Network Against Cyber Hate, veröffentlichte kürzlich einen Bericht über Online-Antisemitismus im ersten Monat des Krieges zwischen Israel und Hamas und stellte fest, dass auf Twitter mehr antisemitische Inhalte gefunden wurden als auf den anderen drei wichtigsten sozialen Plattformen (Facebook, Instagram und TikTok) zusammen.

Artikelbild: Frederic Legrand – COMEO

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