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Gerüchtekiller #3: Verhindert Klopfen auf den Verschluss einer Getränkedose, dass sie beim Öffnen überschäumt?

Dieser Artikel stammt von CORRECTIV.Faktencheck / Zur Quelle wechseln

In unserer neuen Rubrik „Gerüchtekiller“ gehen wir hartnäckigem Halbwissen und nicht totzukriegenden Gerüchten nach. Das hier ist Nummer 3.Manche nennen es die Drei-Klopfer-Methode, andere das „Pick-Pick-Pick-Manöver“: Mit den Fingern auf den Verschluss einer Getränkedose zu klopfen, soll einen wütenden Feind besänftigen – die Kohlensäure. Angeblich verhindert das Klopfritual, dass einem beim Öffnen der Schaum entgegenspritzt. Wie bei den meisten Ritualen gilt jedoch: Einen Effekt hat es nicht. Sagen manche.

Wir haben mehrere Experten zu dem Thema befragt. Thomas Henle, Leiter des Bereichs Lebensmittelchemie an der TU Dresden, hat eine eindeutige Antwort: Klopfen oder nicht – macht keinen Unterschied. Er beruft sich bei seiner Einschätzung auf einen dänischen Versuch aus dem Jahr 2019: 1.000 Bierdosen wurden unter der Aufsicht der Wissenschaftler gewogen und danach geöffnet. Die Hälfte wurde vorher geschüttelt, die andere nicht, jeweils die Hälfte davon abgeklopft, die andere nicht. Das Ergebnis der Studie: Das Prozedere machte keinen Unterschied dafür, wie viel Bier verloren ging.

War das ganze Geklopfe also umsonst?

Klopfen oder nicht klopfen? Forscher sind sich uneins

Ein anderer von uns angefragter Experte ist optimistischer. Bernd-Uwe Runge, Dozent für Experimentalphysik an der Uni Konstanz, meint: Weil Dosen und auch Flaschen an der Wand ein bisschen rau sind, bleiben dort Kohlensäurebläschen hängen. Klopfe man das Behältnis vorher gut ab, stiegen die Bläschen nach oben und würden praktisch unschädlich gemacht.

Bei den Experten steht also Aussage gegen Aussage. 

Die Studie der Dänen lässt zudem viele Variablen außer Acht. Die Wissenschaftler klopften dreimal an die Seite der Dose, aber immer an dieselbe Stelle: auf das Recycling-Logo. Vielleicht hätte ein Abklopfen rundherum doch einen Effekt gehabt. 

Zudem benutzten die Dänen gekühltes Bier (4 Grad Celsius), das viel weniger schäumt als ungekühltes, und 0,33-Liter-Dosen, in denen sich weniger potenzielle Kohlensäure befindet als in Halbliterdosen. Auch die Dichte des entstehenden Schaums hat Einfluss auf das Ausmaß des Übersprudelns: Der dicke, cremige Schaum eines Guinness lässt weniger Kohlensäure durch als der flüchtige Schaum eines Pils, wie die Dänen in ihrem Bericht schreiben.

Finale Klarheit gibt es also noch nicht. Laut dem Versuch gibt es nur einen sicheren Weg, dass Bier nicht überschäumt: Warten. Nach ein paar Minuten löst sich die Kohlensäure von allein wieder in der Flüssigkeit.

Redigatur: Max Bernhard, Matthias Bau

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Author: Steffen Kutzner

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„layers“ von ursula poznanski.