Geschichte eines UmzugsWarum der Worringer Bahnhof mitten in Nippes steht
Das Heimat-Archiv Worringen beleuchtet in einer Broschüre die Geschichte des Worringer Bahnhofs. Der fand Ende der 1980er in Nippes eine neue Heimat.
Wer den Worringer Bahnhof nicht kennt und auf der Karte sucht, wird sich beim ersten Mal womöglich verwundert die Augen reiben: denn das so benannte Gebäude findet sich nicht in dem Stadtteil am Kölner Ortsrand, sondern viele Kilometer weit weg auf dem Gelände des ehemaligen Eisenausbesserungswerks in Nippes.
Auch Gleise sucht man in dessen Umkreis vergeblich – statt als Bahnhof zu dienen, sind in dem historischen Gebäude mit der markanten Holzfassade heute verschiedene soziale Einrichtungen, wie etwa das Handwerkerinnenhaus, untergebracht.
129 Jahre lang war Worringer Bahnhof wirklich ein Bahnhofsgebäude
Den Namen trägt der Bau dennoch nicht von ungefähr, denn 129 Jahre lang war genau das seine Funktion: 1855 war er von der damaligen Cöln-Crefelder Eisenbahn als Haltestelle der damaligen Bahnstrecke zwischen Köln, Neuss und Krefeld erbaut worden.
Die Holzbauweise soll ihm im Volksmund auch die Bezeichnung „Westernbahnhof“ eingebracht haben, tatsächlich aber soll sich ein Direktor der Eisenbahngesellschaft ähnliche Bahnhofsgebäuden im zaristischen Russland zum Vorbild genommen haben. Als die Trasse zu Beginn der 1980er Jahre in das Streckennetz der S-Bahn integriert wurde, genügte der alte Fachwerkbau den Ansprüchen nicht mehr, der Abriss wurde beschlossen.
Worringer Bahnhof für symbolischen Preis von einer Mark erstanden
Doch dagegen regte sich Widerstand und engagierte Bürger gründeten eine Initiative, aus der später der Verein „Zug um Zug“ hervorgehen sollte. Diese hatte sich zum Ziel gesetzt, das Gebäude zu einem Zentrum für Jugendarbeit zu machen. Nachdem sie den Bahnhof 1983 für den symbolischen Preis von einer Mark erstanden hatte, ließ die Initiative das Gebäude sorgfältig Stück für Stück abbauen.
Dank der Unterstützung durch Mittel der EU konnte er dann ab 1988 am heutigen Standort an der Kempener Straße wiederaufgebaut werden. Auch „Zug um Zug“ ist dort heute noch beheimatet und hat sich zu einem gemeinnützigen Träger entwickelt, der zahlreiche soziale Angebote unterhält.
Bereits seit Dezember letzten Jahres ist die Geschichte des Worringer Bahnhofs auch in einer neuen Broschüre des Heimatarchiv Worringen nachzulesen. Dessen Mitglieder Josef Heinz und Walter Bröder hatten akribisch nach alten Fotografien und historischen Erwähnungen des Gebäudes geforscht und diese auf 36 Seiten zusammengetragen.
Die Broschüre ist sowohl im Heimatarchiv als auch in weiteren Verkaufsstellen in Worringen für sieben Euro zu haben – geöffnet ist das Archiv am Breiter Wall 4 jeden Mittwoch zwischen 17 und 19 Uhr.