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Angebliche Krypto-Werbung: Gefälschter Bild-Artikel über Sahra Wagenknecht kursiert auf mehreren Plattformen
Ein gefälschter Bild-Artikel erreicht in Sozialen Netzwerken Tausende. Es geht darin um Sahra Wagenknecht, die angeblich Bitcoins bewirbt. Dahinter steckt ein Betrugsversuch, auf den Meta nicht zu reagieren scheint.
Bild habe berichtet, dass die Deutsche Bundesbank Sahra Wagenknecht verklagt hat.
13.09.2024
Manipuliert
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Manipuliert. Der angebliche Bild-Artikel ist eine Fälschung, dahinter steckt ein Betrugsversuch.
Auch wenn CORRECTIV.Faktencheck und andere Medien, der Verbraucherschutz und Ministerien teils seit Jahren über die Masche berichten, wird sie immer noch angewandt.
Das Vorgehen: Erst wird ein Artikel gefälscht, der aussehen soll, als käme er von einem etablierten Medium. Darin geht es um eine prominente Person, die angeblich für ein Krypto-Investment geworben hat und anschließend dafür verklagt wurde. Dieser Fake-Artikel wird dann, wie auch in einem aktuellen Fall, in Sozialen Netzwerken geteilt – teils als Werbeanzeige, also gegen Geld.
Dieses Mal geht es um Sahra Wagenknecht. Sie soll, so heißt es in dem Text, in einer Sendung von Markus Lanz darüber gesprochen haben, wie sie dank einer Bitcoin-App reich geworden sein.
Bild-Artikel ist nie erschienen, Fotos stammen aus alter Lanz-Sendung
Doch schon der Klick auf das Bild-Logo der Webseite macht klar, dass da etwas nicht stimmt: Man landet nicht wie sonst auf der Bild-Startseite, sondern auf einer angeblichen Krypto-Investment-Seite. Auf der echten Webseite der Bild ist der Artikel nie erschienen, wie eine gezielte Google-Suche zeigt.
Die Bilder, die in dem Fake-Artikel verwendet werden, stammen aus einer Markus-Lanz-Sendung vom September 2023. In der Sendung sprach Wagenknecht über die Gründung ihrer neuen Partei, Russlands Krieg gegen die Ukraine und die Ampel-Koalition. Um Kryptowährungen ging es darin nicht.
Links zum gefälschten Bild-Artikel kursierten auf mehreren Plattformen
Links zu diesem gefälschten Artikel werden momentan als Anzeigen in verschiedenen Sozialen Netzwerken geteilt. Laut Bild-Redakteur Julian Röpcke kursierte der gefälschte Artikel auch auf X. Der Beitrag, den er zeigt, wurde mittlerweile offenbar gelöscht.
Weiterhin aktiv ist aber eine Anzeige, die unter anderem auf Facebook und Instagram ausgespielt wird. Das ist in der Werbeanzeigen-Bibliothek von Meta, Mutterkonzern der beiden Plattformen, nachvollziehbar. Jemand zahlt also dafür, dass der Link zum Fake-Artikel gezielt Menschen in Deutschland über 30 Jahren angezeigt wird. Tausende sollen damit erreicht worden sein. Meta antwortete nicht auf die Nachfrage, warum die Werbeanzeigen weiterhin online sind, obwohl sie zu einem Betrugsversuch führen.
Ursprung der Werbeanzeige ist eine dubiose Facebook-Seite
Geschaltet werden die Anzeigen bei Meta von einer Facebook-Seite namens Five News. Die Seite ist jedoch keine Nachrichtenseite, sondern gibt sich als Aids-Beratungszentrum aus – ein Widerspruch. Sie existiert erst seit wenigen Wochen und hat ansonsten kaum Beiträge veröffentlicht. All das sind Warnhinweise, dass eine Facebook-Seite nicht seriös ist, wie wir etwa hier berichteten.
Auf Nachfrage an die auf der Seite angegebene E-Mail erhielten wir keine Rückmeldung.
Verbraucherzentrale warnt vor Anbietern, die keine Zulassung in Deutschland haben
Die Betrugsmasche existiert seit Jahren und betraf bereits verschiedene Prominente und Medien. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen schreibt dazu: „Die Schilderungen der Prominenten sind nicht echt und die Geschichten vom schnellen, mühelosen Reichtum sind ein reines Lockmittel. Das investierte Geld ist in der Regel weg.“
Die Zentrale rät: Bevor man in Kryptowährungen investiert, sollte man prüfen, ob der Anbieter eine Zulassung in Deutschland hat. Das lässt sich in der Datenbank der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht nachvollziehen. Fitana, der Anbieter, zu dem die Links im Wagenknecht-Text führen, ist dort nicht gelistet.
Die schwedische Nichtregierungsorganisation Qurium veröffentlichte im März 2024 eine Recherche zu einem Fake-Artikel von CNN, der nach ähnlichem Muster ablief, wie der gefälschte Bild-Artikel über Wagenknecht. Laut Qurium führt die Spur in dem Fall zu einem russischen Netzwerk, das auch in andere Betrugsmachenschaften involviert sei.
Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.
Redigatur: Sophie Timmermann, Paulina Thom
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Author: Gabriele Scherndl
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