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Wie mit einem KI-Bild Stimmung gegen den „Helden von Hamburg“ gemacht wird

Dieser Artikel stammt von CORRECTIV.Faktencheck / Zur Quelle wechseln

Bei dem Messerangriff am Hauptbahnhof in Hamburg mit 18 Verletzten haben nach Polizeiangaben zwei Passanten die mutmaßliche Täterin gestoppt. Einer von ihnen ist laut Medienberichten ein Tschetschene, der andere Muhammad al-Muhammad, ein 19-jähriger Syrer, der unter anderem mit dem Spiegel über den Moment des Angriffs sprach.

Doch online stellen manche infrage, ob es ihn überhaupt gibt. Manche begründen das damit, dass das ihn das Titelbild des Spiegel-Artikels in Berlin vor dem Brandenburger Tor zeigt. Dem gegenüber stellen die Nutzer ein offenbar KI-generiertes Bild, in dem er in identischer Pose und Kleidung auf einem Bahnsteig zu sehen ist. 

„Ein KI-Held der zwangsfinanzierten Regierungsmedien“, heißt es dazu auf Facebook. Oder: „Der syrische Held von Hamburg ist im gleichen Aufzug und gleicher Haltung gleichzeitig an mehreren Orten?“ auf X

Beiträge mit dem KI-Bild erreichten in Sozialen Netzwerken hunderttausende Aufrufe (Quelle: X / Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

KI-generiertes Bild vom „Helden von Hamburg“ kursiert nur in Sozialen Netzwerken  

Mehrere Hinweise zeigen, dass das Bild, das den jungen Mann scheinbar auf einem Bahnhof zeigt, KI-generiert ist: etwa das unlesbare Logo auf der Jacke oder die Fantasiebuchstaben, die im Hintergrund auf einem Wegweiser und auf einem Fahrplan zu erkennen sind. Auf dem Bahnhof in Hamburg gibt es zudem keine eckigen Glasüberdachungen, wie in dem Bild. Das lässt sich etwa an einem Pressefoto des Tatorts erkennen. 

Mehrere deutliche Hinweise zeigen, dass das Bild eine Fälschung ist (Quelle: Facebook; Screenshot und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Eine Bilderrückwärtssuche mit dem Bild bei Google führt kaum zu Treffern – vor allem finden sich nirgendwo Medienberichte, in denen es als echt verbreitet wurde. Stattdessen finden sich Beiträge auf X, in denen die Bilder direkt zusammen als Collage verbreitet wurden. Einer der ersten Accounts, die das Bild verbreitet haben, existiert inzwischen nicht mehr. 

Die Bilder-Rückwärtssuche mit dem manipulierten Foto führt zu einer Reihe von Beiträgen auf X, aber nicht zu Medienberichten (Quelle: Google; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Tipps zum Erkennen eines manipulierten oder mit einer KI erstellten Bildes:

  • Wenn Sie unsicher sind, ob ein Ereignis so stattgefunden hat, wie es auf einem Bild zu sehen ist: Suchen Sie mit Stichworten nach potenziellen Medienberichten zu dem Ereignis.
  • Achten Sie, wie oben beschrieben, auf Ungereimtheiten und Details in dem Bild.
  • Suchen Sie, wenn möglich, nach der ursprünglichen Quelle für das Bild. Helfen kann dabei manchmal auch eine Bilderrückwärtssuche. Wie die funktioniert, können Sie hier nachlesen.

Medienberichte zeigen den Syrer in Hamburg – das Foto aus Berlin ist laut Spiegel-Angaben sechs Wochen alt

In Medienberichten finden sich andere Fotos, die von Journalistinnen und Journalisten verifiziert wurden. Ein Video beim Hamburg Journal des NDR zeigt ihn am Bahnhof in Hamburg. Auch Journalisten der Bild trafen den Mann dort. Das Hamburger Abendblatt veröffentlichte ein Foto aus Hamburg, das Muhammed al-Muhammed an den Gleisen am Bahnhof zeigt. 

Auf dem Foto im Spiegel ist der Syrer vor dem Brandenburger Tor in Berlin zu sehen. In der Bildunterschrift ist als Vermerk zur Herkunft des Fotos beim Spiegel „privat“ angegeben. Wir haben deshalb beim Spiegel nachgefragt, woher das Foto stammt und wann es aufgenommen wurde. Von der Pressestelle heißt es, dass es von Muhammad al-Muhammad persönlich zur Verfügung gestellt wurde. Seiner Angabe nach entstand es am 15. April 2025 beim Besuch eines Freundes in Berlin. Laut Spiegel benutzte er das Foto auch als Profilbild bei Whatsapp. „Mehrere Spiegel-Reporter haben mit Al Muhammad gesprochen – zu verschiedenen Zeitpunkten, per Telefon und auch per Videotelefonat“, schreibt die Pressestelle weiter. Einer der Reporter habe den 19-Jährigen auch vor Ort am Hamburger Hauptbahnhof gesehen und später auf dem Foto wiedererkannt. 

Im Fall von Hamburg kursieren im Netz nicht nur Falschbehauptungen über den „Helden von Hamburg“. So wurde der Tatverdächtigen in Sozialen Netzwerken unterstellt, sie sei Palästinenserin, obwohl die Frau in Niedersachsen geboren wurde.

Redigatur: Paulina Thom, Sarah Thust

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Author: Steffen Kutzner

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